Dhaulagiri Circuit - Teil 1 - 8

Dhaulagiri Circuit - Teil 1

Tag 8 Trekking von Pakhabam zum Italian Base Camp // Mo. 24.10.2011
Starthöhe: 3200m | Aufstieg: 625m | Abstieg: 130m | hoechster Punkt: 3650m | Camping: 3650m

 

Ob heute wohl Gäste zum Frühstück kommen? Keine Ahnung jedenfalls wer diese 20 Portionen Reisbrei, das Chapatti dazu, ergänzt von reichlich Rührei, essen soll. Es kommt niemand, wir füllen den Magen bis kurz vor die Überdruckgrenze und lassen den Rest zurückgehen. Das wird kein energieneutraler Tag, wir haben lediglich eine Drei-Stunden-Etappe zum Italian Base Camp vor uns.

Geschlafen hatten wir nur wenig länger als sonst. Himalaya Wetter, Sonne am Morgen und Wolken am Nachmittag, treibt einen aus dem Bett.  Im Spaziertempo geht es zunächst durch dichten Bergurwald, der sich zusehends lichtet. Wir sind inzwischen auf 3300 Metern, Moose und Flechten finden ihren Lebensraum auf den wohl hunderten Jahre alten Bäumen. Rechtzeitig zum Lunch laufen wir im Italian Base Camp ein. Unterwegs haben wir den großzügig bemessenen Speicherplatz auf unseren Photos ein gutes Stück aufgefüllt. Da wir nur zu zweit sind gibt es auch kein Problem mit den endlosen Photostops, an Motiven mangelt es auch nicht.

Das Italian Base Camp liegt knapp oberhalb der Baumgrenze, und, knapp unterhalb der alpinen Zone am Dhaulagigi Massiv. Hier hat der Spass ein Ende, hier geht die Wandung in beeindruckende Bergsteigerei über. Auf einer Lichtung hat man Terrassen angelegt, ein paar Hütten sind als dauerhafte Siedlung errichtet. Arbeiter sind fleißig dabei, neue Gebäude zu errichten und Zeltplätze zu terrassieren. Man expandiert. Die Dhaulagiri-Umrundung hat Konjunktur - ohne Frage. Im Lager selbst herrscht reges Treiben. Sogar einheimische Frauen treiben sich hier herum. Zwölf Trekkerzelte kann ich zählen. Es sind doppelt so viele wie in den sonstigen Lagern. Am Italian Base Camp machen fast alle einen Rest Day. Hier beginnt ernsthaft die so wichtige Akklimatisierung. Aufgrund der niedrigen Starthöhe des Treks ist eine Akklimatisierung unterwegs unabdingbar, ab 3000m spätestens sollte man durch langsames Gehen und gezielte Ruhezeiten sich auf die Herausforderungen der Höhe einstellen. Missachtung wird bestenfalls mit ein bisschen Kopfweh bestraft, schlimmstenfalls mit ernster Höhenkrankheit.

Das üppige Mittagessen hat einen weiteren Beitrag zur positiven Energiebilanz des Tages geleistet. Um drohenden Adipositas entgegenzuwirken brechen wir zu einem Nachmittagsspaziergang auf. Hier herum zu laufen ist anstrengend für den Nacken und für das Hirn. Zum einen muss man den Kopf ganz weit nach hinten neigen um die Spitzen der Berge zu sehen, zum anderen kann man diese drei-, ja viertausend Meter hohe Wände um einen herum gar nicht kapieren. Das menschliche Hirn ist zu klein für so große Berge.

Von oberhalb des Camps haben wir einen Ausblick auf den Weiterweg von Übermorgen. Hunderte Meter hohe Moränen führen unter die Südwestwand des Dhaulagiri. Unter dieser muss man einen von Lawinen aus dieser Wand genährten Gletscher gehen bevor der Weiterweg in eine enge, steinschläggefährdete Schlucht Richtung Japanese Base Camp mündet. Wir sind beeindruckt. Keine ernsthafte Schwierigkeit für uns Bergsteiger. Da bin ich mit Matthias einig. Schnell muss man halt da durch, wegen der objektiven Gefahren.

Eine sauber aufgetürmte Altglashalde zeugt vom nicht geringen Alkoholkonsum hier oben. Die Porters und Guides haben hier offenkundig ihren Spaß. Recht haben sie. Hier ist nämlich eine gute Lokation um das Leben noch einmal zu feiern. Viele Bergsteiger sind von hier aufgebrochen um den Dhaulagiri zu anzugreifen, einige der Apsiranten sind nicht mehr zurück gekommen. Ihnen zu Ehren hat man Gedenktafeln aufgestellt. Aus allen Teilen der Welt kamen sie, angezogen von der gleichen unsichtbaren Magie – offensichtlich auch alle gleich verwundbar. Die Gemeinschaft der Opfer auf dem Bergsteigerfriedhof ist multinational.

Matthias und meine Unterhaltung beim Abendessen dreht sich einmal mehr um das Toilettenproblem. Auf Treks wie diesen ist das wirklich teilweise unangenehm und tatsächlich ein gewisses Problem. Anderswo sei das wohl mittels Kompost-Klos besser gelöst, aber die müsste man halt auch warten. Das Feuerholz ist ein weiteres Thema zwischen uns. Träger schlagen es aus dem umliegenden Urwald. Aufforsten tut den im Umkehrzug keiner. Eigentlich auch nicht gut. Wenigstens ist der Wald hier oben für eine systematische Ausbeutung zu abgelegen.

Später schließt die Unterhaltung auch unseren Guide wieder mit ein. Wir schalten auf Englisch um und er erzählt uns vom Reisen aus seiner Warte. Während wir Europäer ja recht problemlos überall hin können, gestaltet sich das für weite Teile der Weltbevölkerung anders. Für einen normalen Nepali, wie er einer ist, ist es ohne entsprechende Einlandung fast unmöglich für Europa ein Visum zu bekommen. Immerhin ist Istwahr schon ein Stück auf der Welt herum gekommen. Indien, Südkorea und Arabien hat er besucht. Er ist intelligent und kulturell bewandert, er kennt die Welt da draußen.