Dhaulagiri Circuit - Teil 1 - 7

Dhaulagiri Circuit - Teil 1

Tag 7 Trekking von Dobham nach Pakhabam// So. 23.10.2011
Starthöhe: 2520m | Aufstieg: 950m | Abstieg: 350m | hoechster Punkt: 3200m | Camping: 3200m

 

Heute wird ein seltsamer Tag. Er beginnt damit, daß wir verschlafen. Wir waren quasi direkt vom Flieger weg in das Trekking gejagt, seit der Ankunft in Nepal pausenlos unterwegs. Irgendwie scheint heute mein Geist und meine Seele endlich auch in einem abgelegenen Gebirgstal angekommen zu sein. Mit reichlich Verspätung zu meinem Körper. Die letzte Nacht war voll von intensiven Träumen. Trekking ist anstrengend und ruft eine rechtschaffene Müdigkeit hervor, das Gefühl sich den Schlaf verdient zu haben.

Der komische Tag bleibt sich während des Frühstücks treu. Ein zu weich gekochtes Ei und Porrage, Haferbrei, passen nicht so recht ins Bild. Eigentlich kochen die Jungs immer ganz gut. Das Frühstück heute ist heute entsprechend nur mit reichlich Gegenwehr und auch nicht vollständig in den Magen zu befördern. Mit den ersten Schritten wird endlich es besser. Die Morgenluft ist heute deutlich frischer als sonst - kalt, könnte man auch sagen. Tief unter uns rauscht ein Fluss, die Wegführung zwingt uns ihm entgegen nach unten zu steigen. Bald finden wir uns in einen hochgewachsenen Urwald wieder, nur selten lassen die steilen Hänge und die Baumriesen einen Blick auf die Berggiganten um uns herum zu.

Das Hamsterrad in meinem Kopf hat heute endlich aufgehört sich zu drehen, ich steige aus und mir ist schwindelig. Zeit- und Geldsorgen bleiben zurück, ich setzte einfach nur noch einen Schritt vor den anderen. Herrlich. Gehen ist wohl das urmenschlichste Tun. Vielleicht mögen wir ja das Trekking deswegen so, einfach um dieses vergessene Gefühl auszugraben. Erst schießen mir noch tausende von schlauen Dingen durch den Kopf. Ein kurzes Gewitter, nur im Augenblick existent. Viel zu viel um es zu ordnen oder gar aufzuschreiben. Doch dann klärt sich alles und Harmonie kehrt ein. Das langsame, meditative Gehen schafft Raum und Ordung in meinem Kopf. Meine Gedanken sind bei denen, denen ich weh getan habe, bei denen, denen ich etwas zu verdanken habe und bei denen, für die ich Ungewisses empfinde. Die ersten bitte ich innerlich um Verzeihung, für die zweiten erwidere ich warme Dankbarkeit und für die dritten wünsche ich mir machtlos Klarheit. Nichts davon wühlt mich wirklich auf, die Gedanken erscheinen und verschwinden in einer völlig gelassenen Klarheit. Ein tiefer Frieden hat sich in mir breit gemacht.

Erst als wir die Wälder mit meterdicken Douglasien verlassen und eine Lichtung betreten schlage ich wieder in der echten Welt auf. Der blaue Himmel des Morgens ist nun dichten Wolken gewichen. Unsere Küchenjungs kommen uns vom Lager mit Orangensaft entgegen, welch schöne Geste. Als wir das Camp erreichen bin ich endgültig in der Wirklichkeit zurück.  Ein trekkendes Pärchen steigt ab, sie ist Höhenkrank und schaut nicht wirklich gut aus. Das Camp wird durch einige terrassierte Felder gebildet. Die direkte Umgebung ist aber recht eingeschnitten und steil. In der Folge finden sich in der direkten Nähe des Camps jede Menge Tretminen die auch schon bei Nichtbetretung große Mengen schlechten Geruchs verbreiten. Toiletten sind auf solchen Treks ein schlimmes Problem. Ein letzter Duschservice versöhnt uns wieder etwas mit der Welt. Man kocht Wasser für uns und lehrt es in aus Bechern über unseren Körper. Der Trekkingtag war kurz, es bleibt die Zeit, die Stoppel aus dem Gesicht zu mähen. Es sollte für die folgende Woche die letzte Dusche und die letzte Rasur bleiben.