Airport Hopping


Ort: Santa Cruz, Bolivien
Zeit: 26-28.10.2007
Aktivität:
Heimreise


Zum Abschied schaue ich Nabila noch ein mal tief in die Augen, wünsche ihr Alles Gute und freue mich über Ihre Erwiederung. Als nächster kommt Mik an die Reihe. Mit etwas weniger Freude drücke ich ihm die Hand und sage ihm eingeschränkt ernst gemeinte Nettigkeiten. Das liegt vor allem daran, dass ich sehr neidisch auf ihn bin. Der Holländer hat das verdammte Glück mit der verdammt hübschen Nabila, einer persisch stämmigen Schwedin, in einer Hängematte zu liegen und die Arme um sie zu legen zu dürfen. Ausserdem hat er das Vergnügen noch eine Weile Zeit für Südamerika zu haben. Irgendwann mache ich das auch mal besser: er war einfach resoluter als ich die Nacht davor, ausserdem hat er noch keinen Job zu Hause zu dem er zurück muss.

Mir hilfts nix, der Flieger geht heute Nacht und ich bin zu wenig verrückt um das zu schmeissen. Artig verabschiede ich mich von den anderen bekannten Backpackern im Hostal: Junas - einem Schweden, Johann - einen anderen Holländer und Patrick - der Kanadier. Christina ist nicht da, naja, nicht so schlimm.

Mit Julia, einer Deutschen aus dem Hostel, und Martin einen Österreicher mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Ich hab sie mittags getroffen, Julia und ich haben den selben Flieger nach Miami. Martin ist Gentleman und begleitet uns, eigentlich Julia, zum FLughafen. Er beteiligt sich also nicht an der Taxirechnung, beglückt uns aber mit Unterhaltung. Die ist tatsächlich angenehmer als die Unterhaltung mit dem Taxifahrer. Nach dem üblichen Smalltalk über das Reisen redet dieser Tacheles. Bolivien sei nun mal sehr unterschiedlich. Es gebe nun mal Menschen die eine sehr hässliche Seele hätten - deswegen seien diese auch so klein und sähen sehr hässlich aus. Er meint die Leute aus dem Hochland. Julia, die ihn wesentlich besser versteht als ich, hakt ein: ob er nicht ein bisschen rassistisch sei. Er winkt ab. Es sei einfach so. Gott sei Dank wechselt er das Thema bevor es eskaliert. So kommen wir dann doch ohne Probleme am Flughafen an. Wenn alle Flughäfen der Welt so übersichtlich wie der Viru Viru in Santa Cruz wären, so würde ich deutlich lieber fliegen. Einzig über die Frage des Drogenfahnders, warum dann mein Gesicht so rot sei, bin ich kurz verduzt. Wahrheitsgetreu antworte ich: es kommt davon, dass ich heute zwei Stunden Fussball in der prallen Sonne gespielt habe. Er lächelt.

Nach sechs Stunden in der Luft und ohne Bier, bei American Airlines muss man dafür fünf Dollar berappen, kommen wir schlieslich in Miami an. Willkommen in den USA. Wir müssen uns aber erst einmal gedulden. Es dauert 45 Minuten bis sie die Tür des Fliegers aufbekommen. Für mich nicht so schlimm, mein Weiterflug geht erst in fünf Stunden. Anders für Julia, sie hätte eigentlich 90 Minuten gehabt, jetzt hat sie wohl mehr Zeit. Sie hat die Erfahrung des vermissten Fliegers auf der Hinreise schon gemacht, wird das also jetzt cool meisten. Das System des Transit ist in USA unbekannt. Sobald man das Land betritt muss man Einreisen. Ich gehe mit dem Pass durch die Einreise, hole mein Gepäck ab und bringe es durch den Zoll nur um es sofort danach wieder bei der Fluggesellschaft abzugeben. Bescheuert, aber man gewöhnt sich an alles, auch daran Fingerabdrücke abzugeben und Bilder machen zu lassen. Nächstes mal flieg ich dann vielleicht abe doch wieder anders.

Die Fahrt an den Miami Beach kostet mich ein kleines Vermögen. Was solls, hab keinen Bock mehr auf Flughäfen und wann gibts schon mal die Chance dazu. Im Hafen liegt die Spirit of the Seas, ein riesiges Kreuzfahrtschiff. Zurück am FLughafen gehts zunächst die Sicherheitskontrolle. Aufgrund nur eines einzigen verfügbaren High-Tech Menschenscanners ist nur ein Kontrolldurchgang offen. Die Schlange davor ist immens lang. Jemand hat eine Abkürzung ins Labyrint der Absperrbänder gebaut. “Who did this?” wiederholt die Sicherheitsbedienstete gleich dreimal in sehr eindringlichen und lauten Rufen. Alle schauen sich fragend an, alle mit einem leichten Ausdruck von unberechtigten Schuldgefühl. Scheiß Tusse, denke ich. Ich stelle mir vor ich wäre eine Katze, könnte ihr ins Gesicht springen und ihr die Augen auskratzen. Entspannung kehrt in mein Gesicht zurück um dann gleich wieder zu verschwinden. “Move Forward” befiehlt ihre Sichheitsdominakollegin. Ich frage mich, ob man bei Traveloverland vielleicht eine Rückerstattung bei solch beschissenen Reisebedingungen beantragen kann.

Wir dürfen zwar in den Flieger nach Miami einsteigen, allerdings kriegen sie einen Defekt nicht repariert. Nach einer halben Stunde geben sie auf. Alle wieder raus, zu einem anderen Gate und in ein anderes Flugzeug boarden. Entspannt freue ich mich über die Bewegung. Zum Glück habe ich für den nächsten Anschlussflieger in Atlanta dann auch vier Stunden Zeit. Eine ältere Dame spricht meine hübsche Smalltalkpartnerin auf Spanisch an. Diese sieht zwar aus als häbe sie hispanische Wurzeln, hat diese aber nicht sondern kommt aus dem mittleren Westen. Zu Ihrer beiden Überraschung begegne der älteren Dame auf Spanisch: Sie könne ruhig mit uns zum anderen Gate kommen. Schliesslich boarden wir und bevor wir abheben erzählt das falsche Latino Mädchen noch von Ihrem durchgeknallten Lover und davon, dass sie deswgen Miami verlässt um in den mittleren Westen zurückzukehren. Die zwei Stunden Flug sitzt man als Backpacker auf einer Arschbacke ab.

Ruck-zuck landen wir. Raus aus den Flieger und ab zum Ausgang. Ich bin mit den Leuten unserer US Niederlassung zum Kaffee verabredet. Aufgrund der Flugänderung kommen wir an einen anderen Gate an und ich finde Markus, Astrid und Nadine nicht. Ich stecke ein paar Münzen in ein öffentliches Telefon und verabrede mich am Gepäckband 3. Wir finden uns, ein Audi A6 bringt uns in die Stadt und wir besichtigen die Hochhäuser und den zentralen Park. Welch Kontrast zu Bolivien, der Rasen ist auch so gepflegt. Es gibt einen Kaffee bei Starbucks und dann geht es nach einem blick auf das CocaCola Museum schon wieder an den Airport. Es ist schon wieder sechs Uhr Abends als es in den Flieger geht. Ich bin so Müde, dass ich sogar das Abheben verschlafe. Vor dem Essen wache ich auf und freue mich auf einen schönen Film. Die Freude währt nur kurz: es ist der gleiche Film wie wenige Stunden zuvor auf dem Miami-Atlanta Flug. Robby Williams ‘Licence to Wed’ kann man schon zweimal sehen, was solls.

Angekommen auf dem deutschen Flughafen weiss ich nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll. Unentschlossen und mit einer wirren Mischung aus beiden Gefühlen warte ich auf die verspätete und mich abholende Tanja. Wie schön, immerhin beginnt die Posturlaubsphase mit einem Sonntagsfrühstück bei lieben Freunden. Wie könnte es schöner sein. Im Anschluss fahre ich zum ersten mal seid fünf Wochen wieder Auto. Am Nachmittag erwartet mich mein Sofa zu Hause, am nächsten Morgen die Arbeit im Büro.

 


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