Huayna Potosi (6088m)


Ort: La Paz, Bolivien
Zeit: 12.-14.10.2007
Aktivitaet: Besteigung des Huayna Potosi (6088m)
Inside: Tourenbericht & Bilder


Der billige Berg, 6000er fuer weniger als 99EUR (HUAYNA POTOSI) - Inklusive allem, exlusive Flug.


Im Reisefuehrer steht: …dieser Berg ist auch deshalb so anziehend, weil er von Anfaengern mit einem kompetenten Guide und entsprechendem Equipment bestiegen werden kann… - der HUAYNA POTOSI (6088m, La Paz, Boliven).

Wie so viele andere denke ich mir: wenn das so ist, dann muss ich da rauf. Flux mache ich mich auch die Suche nach einer Argentur in La Paz wo ich das buchen kann. Argenturen hat es viele, die meisten verkaufen Flugtickets und Busreisen, nebenbei buchen sie eingermassen jeden willigen Touri auf eine Bergtour ueber Geltscher auf die triviale Hoehe von 6000m - prost Malzeit. Nach einer Weile finde ich einen Operator bei dem ein Schweizer arbeitet, endlich mal kompetente Antworten. Leider hat er gerade keine Gruppe zusammen. Ein anderer Operator hat Material bei ihm geordert, ich koennte mich da einklinken. Der Deal ist: Drei Tage, 2 Uebernachtungen in Berghuetten, Vollverpflegung, saemtliches Equipment (Schalenstiefel, Steigeisen, Pickel, Klamotten…) , ein Guide, ein Assistent, ein Koch und drei Kiwis (Neuseelaendische Touristen) fuer 135 USD - super sage ich mir und buche die Tour fuer naechsten Tag (um sieben Uhr Abends). Ich bin froh dass ich mir das Material bei der Schweizer raussuchen kann. Im Gegensatz zu mir scheint er Ahnung von Hochtouren und zugehoerigen Martial zu haben - ich bin beruhigt.


Anreise und Eisklettern


Am naechsten Morgen geht es los. Pick up Service vom Hotel: um neun Uhr morgens steht ein Mini-Van vor dem Hotel. Zur einen Haelfte voll mit Einheimischen zur anderen mit den Kiwis und dem Material. Die Kiwis sind wie gewohnt sehr relaxed. Ihre Kleidung besteht im wesentlichen aus Shorts und Flip-Flops. Ich schaue an mir herunter und komme mir mit den Trekkingklamotten und Lederstiefeln schon recht spiesig vor - was solls denke ich. Auf der Fahrt, eine Stunde Schotterpiste aus der Stadt heraus, stellt sich heraus: “..we are not into mountains full stopp..”, naja ist ja nicht so schlimm, wenn die Kiwis mit Bergen nix am Hut haben, ist ja auch was fuer Anfaenger.

Wir komen im Base Camp an und unterhalten uns alle erst mal bei einem Mittagessen. Die Konversation der Kiwis mit dem Guide gestaltet sich allerdings recht schwierig. Die Kiwis haben sich fuer die Sparversion der Tour mit einem Spanisch sprechenden Guide entschieden (kostet ungefaehr nur die Haelfte). Leider Sprechen Sie zusammen ungefaehr nur 10 Worte Spanisch, der Guide ungefahr 10 Worte Englisch. Da wenige der Worte deckungsgleich sind, reicht es immerhin fuer 20 Worte Konversation, leider doch etwas wenig fuer drei Tage Aktion. Ab dem Moment haette ich wohl einen Minderpreis fuer drei Tage Uebersetzungsdienstleistungen beantragen sollen. Naja ist ja nicht so schlimm.

Den ersten Nachmittag verbringen wir mit etwas Eiskletten am Gletscherende, einem Abendessen und einer Uebnachtung in der Base Camp Huette auf 4700m. Uebrigens ist dies der einzige Berg Boliviens mit diesem Luxus, es gibt insgesamt gleich drei Base Camp Huetten und 1,5 High Camp Huetten (eine ordentliche und einen Blechverhau). Sonst sind bolivianische Berge eher was fuer die Campingfraktion unter den Bergsteigern. Nach einigen Trekkingtouren freue ich mich jedenfalls ueber die etwas waermere Unterkunft und darueber, dass ich weniger Material schleppen muss.


Aufstieg zum Highcamp


Am zweiten Tag geht es dann vom Base Camp ins High Camp auf 5130m. Nicht gerade tagfuellend, allerdings hatten die Kiwis schon die erste Nuss zu knacken: Der Aufstieg ist ein steiler Weg durch Geroellhaenge. Keine Spur von Schnee. Sie haben die Wahl zwischen Flip Flops und Schalenstiefel. Sie kaempfen sich folglich mit der Platik-Schuessel den Berg hoch, ich huepfe mit meinen Wanderstiefeln ueber die Steine und lache mir ins Faeustchen. Wir kommen Mittags auf dem High Camp an. Ausser Essen, Trinken und mit einem einheimischen Zwoelfjaehrigen Karten zu spielen gibt es erst mal nix zu tun. Auf der Huetten treffen noch zwei Gespanne aus Einzelbergsteiger und Fuehrer ein, spaeter noch eine Gruppe mit 4 Daenen mit Guides, etc.. Zwei Frankokanadier kommen noch vorbei, sie bewundern die Huette um sich dann in den Blechverhau zu verziehen.
Offensichtlich halten die Daenen nicht so viel von Rucksaecken, sie sind mit Reisetaschen den Berg hoch gekommen. Sie sehen ziemlich kaputt aus und legen sich erst mal ins Matratzenlager. Einem weicht nach einer Stunde die Farbe aus dem Gesicht und er sieht aus als ob er eine Sonnenallergie haette. Die Reaktion kam aber wohl von der Hoehe und er hat sich dann gleich wieder ins Tal davon gemacht - es geht wohl nichts ueber eine ordentliche Aklimatisierung.


Auf zum Gipfel


Es gibt Abendessen, dann ist von 18-24 Uhr Schlafen angesagt. Die meisten sind zu aufgeregt oder koennen nicht mit der Hoehe, bekommen zwar die Augen zu aber keinen Schlaf. Ich dagegen habe vorher schon drei Tage am Sajama getrekkt und habe da schon zwischen 4200 und 5100m gepennt. Ich schlafe wie ein Murmeltier und traeume suess. Selbst die Befuerchtungen mein nur -1 Grad klassifizierter Schlafsack ware zu kalt sind unberechtigt. Kurz nach 24 Uhr ist Wecken angesagt. Es gibt doch nichts ueber ein schoenes Mitternachtsfruestueck. Anschliesend ging es in die Klammotten und um 2 Uhr auf die Piste, also das naheliegende Gletscherende. Steigeisen und Seil ran und schon kann es los gehen. Hier unten ist es noch realtiv warm, ich frage mich, warum ich so viel angezogen habe. Das Kiwi Maedel geht extra mit dem Assistent vor, sie war beim Aufstieg schon langsam und ein Pickel ist fuer sie noch immer ein ziemlich fremder Gegenstand. Ich und die zwei anderen Kiwis gehen mit dem Guide an einer 4er Seilschaft. Bis auf die drei restlichen Daenen sind alle vor uns losgekommen und wir sehen den Weg auf dem Gletscher durch LED Laempchen beleuchtet. Nach knapp zwei Stunden holen wir das Maedel ein, 5800 etwa, es ist Arsch kalt. Ich bin froh, dass ich so viel angezogen habe. Dem Maedel ist schlecht und sie kehrt mit dem Assistenten um.

Uns geht es soweit gut, nur irgendwie hat es hier oben etwas wenig Sauerstoff und man kommt nur so langsam vorwaerts. Naja, aber immerhin so schnell, dass wir 2 der 3 Seilschaften vor uns ueberholen. Irgendwann verlaesst mich die Motivation und ich bleibe einfach stehen. Das kann ich den anderen doch nicht antun, denke ich mir. Nach anwenden eines alten Psycho Tricks geht es aber weider (ich stelle mir vor auf dem Gipfel gibt es Mamas leckeren Sauerbraten mit Spaetzle). Nach einigen doch nicht so ganz trivialen Passagen (die Anfaenger sollten also zumindest mal schwindelfrei sein…) kommen wir am Gipfel an. Wir machen ein Gifpelfoto des vor uns angekommen Spaniers. Er hisst die Katalanische Fahne und einen Buestenhalter und redet von der Autonomie Katalaniens.

Der Gipfel ist schmal gebaut, auf beiden Seiten geht es steil runter und man muss Angst haben, dass nicht ein Schneebrett abbricht. Zuammen mit der Kaelte nicht so tolle Bedingungen. Naja, wir geniessen so gut es geht die Aussicht auf Illimani, die Cordillera Real, den Titicaca See und den Sajama und machen uns wieder auf den Rueckweg als die Frankokanadier eintreffen. Es ist Sieben. Auf den Weg nach unten Treffen wir einen Englaender mit Guide. 30m unter dem Gipfel wurde ihm uebel und er hatte Blackouts - armer Hund, so kurz vor dem Gipfel umdrehen zu muessen. In zwei Stunden sind wir wieder im High Camp. Keine Spur von den Daenen. Von den Guides erfahren wir spaeter, dass sie bei 5500m umgedreht sind und dann wohl wieder ihre Reistaschen ins Tal getragen haben. Ein Tag mit schlechter Quote, nur 6 von 12 Teilnehmern haben den Gipfel erreicht. Es scheint die Anfaenger werden reichlich selektiert.

Meine Bewegungen beim Ausziehen der Steigeisen sind reichlich langsam. Wir bekommen noch Suppe auf dem High Camp, packen unser Zeug zusammen und machen uns mit langsamen Schritten auf den Weg ins Tal. Unterwegs begegnen uns jede Menge aufgeregte Gesichter auf dem Weg nach oben, manche die freiwillig zelten am einzigen Berg Boliviens mit Huetten, manche mit Tagesrucksack und zwei Traegen pro Person (keine Ahnung was die da oben wollten, haeuslich niederlassen?). Unten sammeln und pruefen die Guides das Material. Wir hocken noch in Erwartung des Minivans eine Stunde herum. Schlieslich fahren wir wieder ueber eine staubige Schotterpiste nach La Paz zurueck. Wir werden an der Argentur rausgeschmissen, bring home Service gibt es nicht. Ich druecke dem Guide noch 5 EUR in die Hand und gehe zu Fuss in mein Hostal - hab ja die letzten Tage nichts anderes gemacht als zu Fuss zu gehen….


Bilder vom Huayna Potosi (6088m):



 

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