Kampenwandüberschreitung und Kaiser

Kampenwandüberschreitung

Ort: Chiemgau & Kaisergebirge
Zeit: 21.05.-22.05.2011
Aktivität: Überschreitung der Kampenwand und Wandern
Mit: Uli
Inside: Kurzer Tourenbericht & Bildergalerie


Es jucken die Kletterfinger und das warme Wetter soll über das Wochenende halten. Es wird Zeit für die erste Alpinklettertour der Saison. Allerdings hat der Wetterbericht einen kleinen Haken: Gewitter am Nachmittag, Samstag vielleicht und Sonntag wahrscheinlich. So entschließen wir uns Samstag für die Überschreitung der Kampenwand, die man gut abbrechen kann und wollen schauen, was das Wetter am Sonntag her gibt.


Samstag - Überschreitung der Kampenwand (Alpinklettertour, 8SL, IV+, (VI-)):

Wir ahnen schon, daß der Tag lange werden wird und gönnen uns deshalb die Auffahrt mit der Kampenwandbahn. Die erste Schwierigkeit beim Klettern ist ja bekanntlich das Finden des Einstiegs. Die karge Beschreibung im Panico Best of Genuss Band 2 unterstützt hierbei die Schweirigkeit netterweise. Nach 20 Minuten Suchen haben wir das erledigt. Anrödeln und ran den Speck. Wortwörtlich. Der Höhepunkt, sprich die Schlüsselstelle, der vier Seillängen des Torwegs (IV-) auf den Westgipfel bildet die wohl speckigste Verschneidung weltweit. Kletterer freuen sich auf so etwas wie Katzen auf Wasser. Uli war so nett, sich zuerst da durch zu zwängen. Der Rest ist nette Kletterei, teils Gehgelände und ein paar kurze Stellen, bei denen man etwas hinlangen muss. Danach geht es in Kraxelmanier und ohne Seil runter vom Westgipfel.

Es lacht uns der Gmelchturn an. Ein steiler Felszahn, den man fast im ganzen umarmen könnte. So fragil ist das Gebilde. Uli ist mutig und steigt in die Westkante (VI-) ein. Dank des Überkopf-Expressen-Einhängservices der Nachbarseilschaft wird die Schlüsselstelle etwas entschärft. Trotzdem - meiner Vorsteigerin gilt mein voller Respekt für das meistern des bisschen Felses in ganz viel Luft außenrum. Mit dem Seil von oben traue ich mich auch. Oben angekommen kann man kaum zwei Füße vernünftig irgendwo hinstellen, ich zittere am ganzen Körper als ich auf der Felsnadel aufstehe.

Der Vorstieg der einen Seillänge über die Nordwestkante (IV-) auf den Teufelsturm gehört mir. Etwas verwinkelt und mehr querend als steigend, insgesamt aber eigentlich eine schöne Kletterei. Allerdings duscht mich der Schlauch meines Camelbaks als sich das Mundstück durch einen Flug an den Wandfuß verabschiedet. Ein Vorgeschmack auf den Hauptgipfel. Zu Fuß geht es dann über zwei Abseilstellen zur Scharte zwischen Teufelsturm und Hauptgipfel.

Dankbarkeit über unsere Jacken überkommt uns, als wir warten müssen bis die Seilschaft vor uns durch die Nordwestverschneidung (IV+) ist. Das ganze dauert ewig. Das ist schlimm. Ein wenig wegen der Kälte aber viel mehr deswegen, weil die berüchtigte Nässe der Stelle den Kollegen vor uns ganz schön zu schaffen macht. Hier sind schon ganz andere umgedreht. Die Nachsteigerin der Seilschaft vor uns hat schließlich alle Hände voll zu tun das mobile Sicherungsgerät der beiden abzubauen. Wir klettern alles im Überschlag. Uli, nun also wieder mit dem Vorstieg dran, schaut sich die Route mal aus der Nähe an. Würde noch etwas mehr Wasser von oben kommen, so würde man die Route wohl in einen Canyoningführer aufnehmen. Ihr ist das zu garstig und sie kommt wieder runter. "Kannst ja mal probieren". Ich renne mich an der selben Stelle fest wie sie zuvor. Bevor die Zitterei überhand nimmt gelingt es mir jedoch einen bombenfesten Keil zu legen. Puh. Ausruhen. Zentimeter für Zentimiter kämpfe ich gegen den Wasserfluss nach oben. Alles ist naß und rutschig. An sich wäre es ein Traum von einem Vierer, bei den Umständen ist es aber ein echter Psychokiller. Auf den folgenden fünf Metern muss ich mich noch zwei mal in den Haken hängen. Im Schrofengelände angekommen klicke ich mich mit einer Exe an einer Sicherung fest. Es dauert zwei Minuten bis ich den Puls wieder runter bekomme und weiter kann. Mit dieser einen Seillänge ist die Kletterei dann hier auch erledigt.

Kurz genießen wir den Gipfelerfolg und die tolle Aussicht, die zur Belohnung auf uns wartet. Dann geht's weiter über den Grat in Richtung Ostgipfel, das Seil für das IIer Gelände schon im Rucksack verstaut. Kurz wird es nochmals etwas aufregend als wir uns versteigen und das Gelände zum Abklettern etwas heikel wird. Durch Büsche und Latschen kämpfen wir uns zur nächsten Alm. Den Ostgipfel lassen wir aus, zu verlockend ist das Bier und die Suppe. Dank des Lifts eines netten Waldarbeiters wird uns noch der Abstieg verkürzt. Es ist eh schon Sieben, viel später als gedacht. Den Tag lassen wir im Biergarten in Ellmau ausklingen, die Nacht verbringen wir in der Berchkarre an der Wochenbrunner Alm, schlafen wie die Murmeltiere.


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Sonntag - Wandertour im Wilden Kaiser:

Der Wetterbericht bleibt bei hoher Gewittergefahr, die meisten Klettertouren im Kaiser sind lang und wir umgekehrt nicht die schnellsten Kletterer. In der Summe also jede Menge gute Argumente für einen Wandertag. Noch dazu wo die Berge hier so grandios sind und so eine Klasse aussicht bieten.

Von der Wochenbrunner Alm gehen wir über den kraxligen Klammlweg zur Gruttenhütte hinauf. Von hier weiter zum Kopftörl. Wir sehen uns den Einstieg zum Kopftörlgrat an (ja, der steht noch auf der Liste) und machen wieder kehrt. Als Rückwegvariante dient uns ein Teil des Jubiläumssteigs und der Much-Wieser-Steig. Da inzwischen sowohl die Wolken als auch unser Hunger in bedenklichen Tempo anwachsen, sind wir reif für die Einkehr in der Gaudeamushütte. Heute passt nach der eigentlich gut sättigenden Käseplatte auch noch ein Kuchen drauf, bevor es wieder nach Hause geht.


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