Wildspitze, Fluchtkogel Nordwestwand & Hochvernagtspitze Skitouren

Fluchtkogel Nordwestwand

Ort: Ötztaler Alpen
Zeit:
21.-25.04.2011 (Ostern)
Aktivität: Skihochtouren& Nordwandbegehung
Dabei:
Jürgen
Inside:
Kurzer Tourenbericht, Film & Bildergalerie
 


Was zunächst ärgerlich war, erwies sich im nachhinein als ganz praktisch. Nach dem kurzfristigen Ausfall der ursprünglichen Planung sahen wir uns ungeliebtem Organisationsstreß ausgesetzt. Mit dem Ausfall der geplanten Führungstour war bei den traumhaften Bedingungen schnell klar, dass wir die Hüttenplätze auf der Vernagthütte privat übernehmen und unsere Touren selbst organisieren. Nach einigen Telefonaten und zwei Nachtschichten in der Arbeit konnte es am Gründonnerstag dann endlich ins Ötztal gehen. Der große Vorteil war, dass wir uns auf Touren nach unserem Geschmack einstellen konnten. Auf der Wunschliste steht bei mir seit zwei Jahren schon eine leichte Nordwand, die erforderliche Kombination aus Zeit, Fitness, einen verlässlichen Partner und guten Verhältnissen hatte sich bisher noch nicht ergeben. Ostern 2011 standen alle Zeichen aber auf go und so konnten Jürgen und ich dieses Projekt erfolgreich umsetzen.


Donnerstag: Anreise & Hüttenzustieg

Für den Donnerstag hatten wir uns lediglich die 800hm Aufstieg zur Hütte vorgenommen. Aufgrund des, wegen der tageszeitlichen Erwärmung erforderlichen frühen Starts und dem Trageaufwand war das mit ein paar Nachtschichten auf dem Buckel schon anstrengend genug. Die Nordwand- und Skitourenausrüstung zog schwer an den Schultern, vor allem da wir zwei Drittel des Zustiegs zu Fuß gehen mussten.


Freitag: Fluchtkogel (3497m) Überschreitung über Nordwestwand (50°/220m):

Oben angekommen erwarteten uns die von der Hüttenwirtin angekündigten perfekten Verhältnisse. Da für den Freitag die sicherste Wetterlage angekündigt war, hatten wir uns für diesen Tag gleich die Fluchtkogel Nordwestwand vorgenommen - als Eingehtour sozusagen. Eine kurze Panne mit dem Fell war am Morgen gleich behoben, mit dem Abstieg am Gepatschjoch unter die Fluchtkogel Nordwestwand stellte sich uns dann die erste ernsthafte Herrausforderung in den Weg. Das Abklettern einer 45 Grad steilen Schutthalde belebte den Kreislauf. Dann seilten wir kurz für den spaltenreichen Zustieg zum Wandfuss an. Eine zweite Seilschaft konnten wir derweil am Einstieg beobachten. Wenig später erreichten auch wir den Wandfuss. Dankend nahmen wir die Spuren unserer Vorgänger als Tritthilfen an, folgten aber bzgl. der Sicherungstechnik nicht ihrem Beispiel. Wir verstauten das Seil im Rucksack und waren so in der Lage die Kollegen in der Wandmitte zu überholen. Großteils ließen sich einfach Stufen treten, nur kurze Bereiche hatten wir mit tiefem Triebschnee zu kämpfen, wenige Stellen wiesen einen harten Harschdeckel auf. Blankeis ließ sich komplett umgehen. Der Ausstieg erfolgte über den Nordgrat zum Gipfel. Mit der anschließenden Abfahrt über den Normalweg am Oberen Guslarjoch konnten wir die Überschreitung komplettieren. Die Kollegen berichteten von etwas anstrengenderen Verhältnissen in der Weissseespitze Nordwand, auch die Brochkogel Nordwand wurde an diesem Wochenende mehrfach begangen

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Infos/Tourenbeschreibung: http://www.bergsteigen.at/de/touren.aspx?ID=1230


Samstag: Überschreitung Wildspitze (3770m):

Wir sind eigentlich nicht wild auf Modeberge. Manchen Superlativen kann man sich aber schwer wiedersetzten. Zweithöchster Berg Österreichs, höchster Berg Tirols, eine Aussicht die theoretisch nur von der Erdkrümmung beschränkt ist, die viertgrößte Schartenhöhe der Alpen, ein klangvoller Name und nicht zuletzt eine offene Rechnung: Das Ziel für den Samstag hatte wenig Konkurrenz.


Die Wildspitze ist von der Vernagthütte eine abwechslungsreiche Skihochtour. Zunächst geht es gemütlich über den großen und kleinen Vernagtferner, Blicke schweifen beim gleichmäßigen Gehen durch die gewaltige Berglandschaft. Dann wird es mit dem Brochkogeljoch spannend. Zuletzt ist die hartgefrohrene und zerfahrene Rinne so unangenehm, daß wir die Skier freiwillig an den Rucksack schnallen. Unterhalb des Brochkogels stoßen wir dann auf Herden von Skibergsteiger, aus dem Pitztaler Skigebiet kommend und auf dem Taschachferner Richtung Wildspitze unterwegs. Die einfache Variante. Erwartungsgemäß stellt sich also ein buntes Volk an Besteigungsaspiranten am Südwestgrat ein. Bergsteiger ist für viele der Kandiaten nicht unbedingt der richtige Ausdruck. Wir verlegen uns auf die Überschreitungsvariante, weils eh schöner ist und weil wir dann keinen lästigen Gegenverkehr im Abstieg haben.

 

Oben lacht mich ein bekanntes Gesicht an. Ein "Reiner?" wird auf mein fragendes "Jörg?" erwiedert. Zwei Ulmer zufällig gleichzeitig auf dem selben Skitourenberg, welch schöne Überraschung auf einer schönen Tour. Die Abfahrt auf dem Aufstiegsweg ist durchaus von guten Schneebedingungen gesegnet, wegen ihrer Länge, Flachheit und der Gehpassagen hält sich aber unsere Euphorie in Grenzen. So richtig Stimmung kommt erst beim nachmittäglichen Radler auf der Hüttenterasse auf. Pavlo, der nativ Spanier der irgendwie zufällig auf die Hütte geraten ist, versorgt uns mit Suppe, Gerstensaft und nicht zu wenigen flotten Sprüchen. Herrlich, so ein sonniges Gemüt an einem so sonnigen Tag. Nach getaner Arbeit das Leben genießen, aller Streß ist nun schon mehrfach egalisiert.

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Sonntag: Hochvernagtspitze (3535m):

Kurzfristig hatten wir die Überschreitung des Hinteren Brochkogels für den Sonntag ins Auge gefasst. Schlechte Vorhersage, schwierig erscheinende Verhältnisse und, zugegeben, nicht zuletzt die Mangel an Power für dieses Unternehmen ließ die Wahl dann aber auf die Hochvernagtspitze fallen. Kein schlechter Kompromiss oder villeicht sogar die schönere Tour. Jedenfalls erwartete uns ein toller Aussichtsberg, Ruhe und die genussreichste Skiabfahrt des Wochenendes. Endlich auch einmal genießen, ganz stressfrei.

Den Ostermontag haben wir für ein Ausschlafen und einen frühen Abstieg bei guten Bedingungen genutzt. Vor dem Stau zu Hause zu sein und ein paar Stunden zum Aufräumen und Regenerieren sind nicht zu verachten! Obwohl, an so einem Wochenende bleibt man lange hängen - in jeder Hinsicht!

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Video - Fluchtkogel Überschreitung via Nordwestwand, Wildspitze Überschreitung und Hochvernagtspitze

(ca. 10:00 Min, Ton auf laut macht mehr Spaß!):

 


Musik:

 

Sr. Privado - Estoy Nervioso
wellman - Wayo Wayo Summer Edition
El Hijo de la Cumbia - 06 - Cumbia de los Barrios

Quellen:
http://freemusicarchive.org/
http://ccmixter.org/