Dhaulagiri Circuit - Teil 2 - 11

Dhaulagiri Circuit - Teil 2

Tag 11 Trekking vom Japanes Base Camp zum Dhaulagiri Base Camp // Do. 27.10.2011
Starthöhe: 4180m | Aufstieg: 770m | Abstieg: 280m | höchster Punkt: 4800m | Camping: 4800m

 

Erste Sonnenstrahlen finden ihren Weg auf die Erde zu unseren Füßen. Der Tag erlöst die Nacht, das Leben startet wieder so ein bisschen von vorne. Gestriger Schwermut ist einer Leere gewichen, einer angenehme Leere, befreiend, Platz schaffend für Neues.

Der erste wirkliche Input des Tages ist dann Porridge. Eigentlich ekliges Zeug, zu Hause würde ich das nie runter bekommen. Auf Trekkingtour geht es aber. Dazu Cornflakes, Kaffee und Tee nach Gusto. Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg. Noch zwei Tage werden wir auf dem selben Gletscher unterwegs sein. Ein eigenartiges Gefühl, eine fremde Welt.

Während der Weg noch einfach dahin geht gehört unsere Aufmerksamkeit den umliegenden Bergen. Sie umringen uns, wenn man den Gipfel einer dieser Siebentausender ansehen möchte muss man den Kopf ganz in den Nacken legen. Mein Gefühl für Dimensionen und Entfernungen versagt. Das ist gar nicht zu kapieren.  Hier gibt sich der Gletscher noch wie ein normaler Wanderweg, später wird er uns mit Geröllhalden ärgern.

Ein bisschen unwohl ist uns noch, körperlich. Die Höhe macht uns anscheinend schon etwas zu schaffen, immerhin befinden wir uns auf Gipfelhöhe des Mont Blanc. Ein bisschen ist es wohl auch die ungewohnte Umgebung. Bergriesen, Gletscher und diese Ruhe. Eine unglaubliche Ruhe, in wohl nur wenigen Momenten in meinem Leben habe ich eine solche Ruhe erlebt. Auch die kräftige Sonne des Tages setzt unseren Schädeln zu.

Wrackteile eines Hubschraubers bereiten eine skurrile Abwechslung, regen die Phantasie an. Beim Zustand der Überreste ist klar, dass es sich um einen üblen Unfall gehandelt haben muss. Einzelteile sind in weitem Umkreis zerstreut. Hubschauberflüge werden hier so gut es geht vermieden, hier kann man sehen warum. Egal ob es sich um einen Versorgungs- oder Rettungsflug handelte, er war auf jeden Fall keine gute Idee. Es ist unschwer zu erkennen, dass hier ein Fly-Out-Service nur eine bedingte Option ist.

Das Tagespensum heute ist überschaubar. Schon gegen Mittag kommen wir am eigentlichen Dhaulagiri Basecamp vorbei. Die Zeltplätze sind nicht belegt, es scheint im Moment keine Expedition unterwegs zu sein. Ein leichter Wind trägt die Anliegen von den Gebetsfahnen hinfort, die am Markierungspunkt des Lagers aufgespannt sind. Das ist alles.

Schon um eins erreichen wir unseren heutigen Lagerplatz. Alles ist schon aufgebaut als wir mit unserem Guide ankommen. Ihm ist die Vorarbeit nicht recht. Man braucht kein Nepali können um seinen Ärger der Unterhaltung mit dem Personal zu entnehmen. Prompt wird unser Zelt noch einmal versetzt. Nach dem Ritual aus Saft, Essen und Kaffee gehen wir zu einem Nickerchen über. Durch den offenen Zeltausgang haben wir Ausblick auf den Gipfel des Dhaulagiri. Ein ganz einfach eingerichteter Ort mit einem ganz großen Luxus.

Meine Gedanken kreisen sich um die Ereignisse des Tages. Schließlich bleibe ich bei einem Mentalitätsvergleich zwischen Nepali und den Latinos hängen. Beides für mich fremde Kulturen in die ich eintauchen durfte. Sanftmut versus Leidenschaft, Poesie versus Harmonie, Cumbia versus Chanting. Beides No Problem Countries, das verbindet sie. Ich mag die Leute hier, aber, ehrlich, mir fehlt hier etwas das Feuer, die Leidenschaft und auch irgendwie das intensive Leiden-können der Latinos.  

Das Denken wird prompt auf Zuruf unseres Guides durch handeln abgelöst. Im ernst, wir haben ganz schön zu tun, bis wir die Knoblauchsuppe, die Dhaulagiri Pizza, die Currynudeln und den Obstsalat aus der Dose unseren Verdauungsorgangen zugeführt haben. Zugegeben, den Speisen ist eine gewisse Schmackhaftigkeit nicht abzusprechen und dies ist bekanntlich der Motivation für die Kauarbeit wiederum sehr zuträglich.