Experiment Wintercamping


Ort: Italien/Sesvenna Alpen
Zeit: 30.-31.03.2013
Aktivität: Zeltbiwak im Winter
Inside: Bildergalerie


Bergsteigen macht  ja nicht immer Sinn, genau genommen eher selten. Mein Leben ist gerade zu chaotisch um irgendetwas nach Plan zu machen. Auch im Vorfeld des Osterwochenendes geht wieder  alles drunter und drüber, dazu ist das Wetter schlecht vorher gesagt.

Das letzte halbe Jahr habe ich meine Outdoor Ausrüstung um einige Komponenten aufgestockt. Ausserdem lese ich gerade von recht vielen Bergsteigabenteuern in der Kälte. Das schlechte Wetter kommt mir gerade recht, bei gutem ist es ja langweilig. Immerhin soll es ja keine großen Niederschläge geben. Zeit also für ein Winterzeltbiwak.

So packe ich gut 20kg zusammen und mache mich auf den Weg, meine Wahl fällt schließlich auf das Sesvenna Gebiet. Leichtes Schneetreiben durchnässt mich beim Aufstieg und erschwert die Sicht. In der Wahl des Zeltplatzes ist man ja im Winter recht flexibel, Schnee zum Schmelzen gibt es ja fast überall.

Das ganze fällt so ähnlich aus, wie ich es erwartet habe: eine ziemliche Schlepperei, alles klamm und feucht im Zelt. Ich habe die Regenhülle meines Rucksacks zu Hause vergessen, auch der Inhalt ist zum Teil naß geworden. Den Schlafsack hat es auch getroffen. Schneeschmelzen ist hingegen nicht so schlimm wie befürchtet. Der Kocher funktionert, das Hilleberg Jannu ist super aufzubauen auch bei Niederschlag. Das Travellunch schmeckt, naja.Die Innenschuhe der Skistiefel sind dank der Tüte zwischen Socke dünn und Socke dick trocken geblieben. Auch der Schlafsack wärmt trotz der Feuchte. Ich trockne meine Tourenhose noch etwas am Leib, allerdings entzieht mir das verdampfende Wasser Wärme. 4cm Thermarest sind eine gute Wahl, von unten wird es nicht kalt.

Die Nacht ist zugig, ständig rauscht Triebschnee gegen das Zelt, so dass es mir nicht unbedingt leicht fällt zu schlafen. Dann die schlimmste Feststellung: ich habe eine Pipi Flasche vergessen. Der abendliche Tee drückt auf die Blase und draußen herrscht Sturm. Ich bekomme eine Mütze Schlaf bevor kalter Druck an den Füßen mich weckt. Schnee lagert sich am Zelt an und drückt nach innen. Den Schnee kann ich weg drücken, so dass ich nachts nicht raus muss.

Es ist schon sieben als ich am nächsten Morgen aufwache. Das Wetter sieht uneinladend aus und ich beschließe die Zelte, pardon, das Zelt, gleich wieder abzubauen und mich ins  Tal zu verziehen. Auch die Vorstellung heute Abend zu dem nassen Zeug zurück zu kommen und eine weitere Nacht darin zu verbrigen wirkt eher abschreckend auf mich. Eine Stunde dauert das abbauen. Drei Stosstellen der Zeltstangen sind zusammengefrohren, der Kocher hilft. Mein Rücken ächzt beim Schultern des Rucksacks, die Sachen sind wohl naß um die Hälfte schwerer.

Die Abfahrt ins Tal wird zum Kraftakt. Die ganze Angelegenheit war ungefähr so grauslich wie ich mir das vorstellete. Das Material hat sich bewährt: sowohl das Hilleberg Jannu als auch der  Primus Express Ti Kocher. Alles andere hatte sich schon vorher als gut herausgestellt.