Pirchkogel - Skitour


Ort: Kühtai, Sellrain (nähe Innsbruck), Pirchkogel 2828m
Zeit: 08.04.2008
Aktivität: Meine erste Skitour
Inside: Bericht & Bildergallerie


Es ist acht Uhr morgens und ich mache mich mit meinem Zimmergenossen Hans-Jörg zur Ski-Tour auf. Wohlgemerkt ist dies die erste Skitour meines Lebens. Auch insgesamt ist meine Skikarriere noch eher jung, aber irgendwie fand ich mich vor zwei Tagen nach einem Anfall von Übermut und Ende-der-Saison-Schnäppchenfieber in einem Sportgeschäft (dem mit den guten Preisen und der mäßigen Beratung) wieder und hielt eine Skitourenausrüstung in den Händen. Wie war denn das nun wieder passiert? Naja, auf dem Zeug steht „Scarpa“, „Dynafit“ und „Fritschi“ – scheint wohl nicht so schlecht gelaufen zu sein. Wo ich mir versehentlich schon die Ausrüstung zugelegt habe muss sie nun auch getestet werden. Genauso furchtlos wie beim Einkauf begebe ich mich also auf die Tour.

 

Unten auf der Skipiste fellen wir auf. Hans-Jörg schaut sich den Hang an und beschließt: „da gleich links durch die Rinne, da geht’s hoch“. In der Rinne liegen oben mehrere Meter Triebschnee und ich sage ihm dass ich das nach meinem Kenntnisstand für keine gute Idee halte. Hans-Jörg ist jedoch uneinsichtig, wohl aus Prinzip. Weil er das nicht nur bei der Wahl der Route sondern auch bei der Wahl der Ausrüstung ist, gehe ich meinen eigenen Weg. Er könnte mich mangels Gerät weder orten noch ausbuddeln – ich weigere mich ihm in das unvorteilhafte Gelände zu folgen, scheiß auf die Gesellschaft. Beim Aufstieg entlang des Randes der Skipiste komme ich gut voran. Ganz cool eigentlich das Skitourengehen. Nach einer Weile passiere ich die Bergstation des Skilifts und es geht ins unpräparierte Gelände über. Ich treffe jemand aus der Hütte, er hat Hans-Jörg einiges hinter mir gesehen. Die Bedingungen sind ideal und einige andere Tourengänger sind um mich herum unterwegs. Somit beschließe ich solo aufzusteigen. Ohne größere Mühe folge ich den vorhandenen Aufstiegsspuren. Ganz einfach eigentlich das Skitourengehen. Allerdings lässt die Aprilsonne zu dieser Zeit den Schnee schon sehr warm werden, auf der letzen Viertelstunde stollen meine Felle. Wieder was gelernt – immer schön früh losgehen, dem Schnee zuliebe. Erst als ich die letzten Meter zum Gipfel gehe pfeift mit ein Wind um die Ohren. Vorher war ich im Südhang noch mit dem T-Shirt unterwegs. Weil’s so ungemütlich ist felle ich schnell ab, mach ein paar Bilder auf 2828m Höhe und begebe mich in mit umgestellten Schuhe in die Skier. Abfahren – Hurra! Allerdings lässt die geänderte Perspektive meinen Adrenalinpegel in Sekundenschnelle deutlich ansteigen: Scheiße, wie soll ich hier je runter kommen? Auf der Piste kann ich inzwischen ganz passabel fahren, aber abseits?

Meine Befürchtung bewahrheitet sich und ich liege schon nach drei Sekunden im Schnee. Vielleicht war es doch keine so gute Idee die Anforderungen an das Tourengehen gleich auf diese Art zu erkunden? Irgendwie schaffe ich es dann immer wieder einige Meter zu fahren, doch bevor ich mich versehen kann liege ich dann wieder im Schnee. Fuck, das Aufstehen im Tiefschnee und die Skier wieder an die Füße zu bekommen ist mächtig anstrengend. Nach einer Weile treffe ich tatsächlich dem im Aufstieg befindlichen Hans-Jörg. Hatte ihn ganz schön abgehängt – hähä. Er wünscht mir viel Glück, ich mir, dass ich es nicht so verdammt nötig hätte. Nach etwa weiterem zehn mal hinfallen erreiche ich den flachen Bereich oberhalb der Piste. Offenbar hat das nun so lange gedauert, dass Hans-Jörg auf dem Gipfel war und zu mir abgefahren ist. Wahrscheinlich bin ich der erste Mensch am Pirchkogel, der mit den Skiern runter länger braucht als hoch. Den letzten Kilometer zittere ich mich hinter Hans-Jörg zur Piste hinunter ohne noch mal hinzufallen. Sehr schön. Hans-Jörg ist schon im Smalltalk mit zwei Pistenhasen. Hier stimmt schon wieder irgendwas nicht: Hans-Jörg ist über siebzig und glücklich verheirateter Familienvater. Er wildert quasi im meinem Revier – ich glaub’s einfach nicht. Noch dazu hat das Adrenalin wohl zwar meinen Bewegungsapparat aktiviert, im Gegenzug aber den Flirtapparat abgeschalten. Dumm grinsend stehe ich daneben und mir fällt nix ein. Schließlich schießt Hans-Jörg die Piste hinunter. Ich bin noch etwas wackelig - heize aber tollkühn, noch vor den Mädels hinterher. Schwung, Schwung, Sturz. Um das ganze Malheur abzurunden hat’s mich jetzt auch noch hingehauen, prima. Die Mädels halten an um sich nach meinem Zustand zu erkundigen. Ich bin nicht geistesgegenwärtig genug um Atemstillstand zu simulieren. Statt dessen stehe auf und melde mich gesund. Schließlich habe ich nur noch eines im Kopf: runter in die Schirmbar und bei einem Bier ganz relaxed den Adrenalinpegel abbauen. Die restliche Abfahrt schaffe ich dann auch zügig. In der Schirmbar angekommen schaue ich den Boarden beim BagJump zu und nicke mit dem Kopf zur Boarder-Mucke. Wie schön die Welt doch ist, das mit dem Skibergsteigen muss ich halt wohl noch etwas üben.


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Unterkunft: Dortmunder Hütte