Dhaulagiri Circuit - Teil 2 - 9

Tag 9 Rasttag am Italian Base Camp // Di. 25.10.2011
Starthöhe: 3650m | Aufstieg: 760m | Abstieg: 760m | hoechster Punkt: 4400m | Camping: 3650m
Kein Stress. Heute nicht. Das Ziel des Tages ist auszuruhen, dünne Luft zu atmen und rote Blutkörperchen zu bilden – und Energiereserven, natürlich. Wir lassen es langsam angehen, reden und Essen viel beim Frühstück. Das Thema Schulgang der Kinder dieser Gegend begleitet uns beim Verzehr der Cornflakes in warmer Milch. Drei Stunden Fußmarsch laufen die Kinder aus den entlegenen Dörfern hier in die Schule. Morgens hin – abends zurück. Wahnsinn. Welch Aufwand. Süße Chiapattis folgen. Weiterführende Schulen gibt es nur in Beni oder gar Pokhara, als Internat. Wir sind beim Omelett angelangt und bei der Frage, was das konkret für die Kinder bedeutet. Unser Führer klärt uns auf: Nun die Kinder würden halt eben bis zu fünf Tage am Stück zu Fuß dorthin laufen. Begleitet werden sie dabei nur von gleichaltrigen Freunden, unterwegs mieten sie sich in den Häusern der Einheimischen ein. Ganz selbstverständlich, klar! Unsere Sprachlosigkeit spülen wir mit einer Tasse heißer Schoki hinunter. Bei uns werden die Kinder mittels drei Tonnen SUV-Stahl und 250 PS Vortrieb die unzumutbaren zwei Kilometer in die Schule chauffiert. Erstaunlicherweise es geht doch auch anders.
Eine tschechische Gruppe packt und zieht weiter. Ihr Zeltplatz wird wenig später von einer neu ankommenden französischen Gruppe übernommen. In der Hütte lädt mir einen Kameraakku auf, für einen zweiten reicht der Strom der bescheidenen Solaranlage nicht. Von nun an muss ich mit dem Vorrat an jetzt geladenen Akkus auskommen. Wir machen einen Spaziergang, kurz 750 Höhenmeter rauf auf 4400 Meter. Die Luft ist dünn, das Gelände aus Fels und Geröll ist immer öfter von Eis überzogen. Nur wenige Löcher in den dichten Wolken geben immer nur einen kurzen Blick auf die Berge frei. Die Höhe ist wichtig als Akklimatisierungsreiz, in der alpinen Weglosigkeit testet unser Guide unsere Geländegängigkeit. Bisher waren wir ja nur wandern.
Ein Graupelschauer geht während unseres nachmittäglichen Nickerchens auf das Zelt herunter. Eine Randnotiz, wir liegen im Fresskoma des vier Gänge Mittagessens und versuchen Zimtrollen, Erbsen, Wurst und Rohkostsalat zu verdauen. Als das Graupeln nachlässt holt man mich aus dem Schlafsack. Auf ein Stück Papier soll ich Matthias Vornamen und sein Alter schreiben. In der Hütte malen Sie meinen Aufschrieb ab, mit Marmelade auf Kuchen. Ich soll nix sagen, Überraschung.
Den Geburtstagskuchen gibt es als add-on zum opulenten Abendessen. Die Jungs sind der Wahnsinn, zaubern aus den Töpfen der Feldküche einen Gugelhupf und machen Kerzen drauf. Als wir über das Feiern reden kommt raus, dass Isthwar heute den wichtigsten Hindi-Feiertag aufgrund unseres Trekkings verpasst. Alle Reisen sie nach Hause und feiern, malen sich Tikis auf die Stirn und überreichen sich Geschenke. Nur Isthwar ist nicht bei seiner Familie. Wehmütig zeigt er uns Bilder von seinen Angehörigen und der Zeremonie dieses Festes bei sich zu Hause im letzten Jahr. Heute Abend lächelt Istwhar in Moll, er tut uns leid.
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