Illampu Trekking
Ort: Cordillera Real / Sorata / Bolivien
Zeit: 17.09. - 22.09.2009
Aktivität: Hochgebirgstrekking zwischen 3300m und 4800m
Dabei: José, Chico Mula und Seniora Mula
Inside: Bericht, Bilderalben und Panoramen
Tag 0 | La Paz - Sorata - Quilambaya (Anreise mit dem Auto, Mi. 16.09.2009):
Es ist 5:30 Uhr als mich Robert Rauch von meinem Hostal abholt. Robert ist ein seit langen Jahren in Bolivien lebender deutscher Ausnahmebergsteiger und Mountain Guide. Zwar fliegt er am Sonntag wieder nach Deutschland, doch hat seine alten Verbindungen bemüht und mir am Vortag in stundenschnelle eine Tour vermittelt. Er lässt es sich nicht nehmen mich persönlich von La Paz nach Sorata im privat PKW zu fahren. Früher war die Reise zu Roberts langjährigen Wohnsitz eine Tagesreise. Dank dem neu geteertem Highway und der Stauvermeidung durch die frühmorgendliche Fahrt dauert unsere Fahrt gerade mal drei Stunden. Vom Altiplano, der Hochebene Boliviens, aus haben wir rechts von uns stets die begrenzende Gebirgskette der Cordillera Real im Blick. Gletschergekrönte Fünf- und Sechstausender reihen sich auf und senden ihr leuchtendes Weis im ersten Morgenlicht.
Im Residential treffen wir uns mit José, meinem Guide für die nächsten zwei Wochen. Wir machen erste Absprachen bevor wir zunächst in einem Tante Emma Laden und dann auf dem Markt die Vorräte für das Trekking einkaufen. Überall trifft Robert alte Bekannte und hält einen Plausch über interessante Gegebenheiten. Mit diesen Geschichten allein könnte man Bücher füllen. Am Nachmittag haben wir noch etwas Zeit um uns den Stierkampf anzusehen. Ein unblutiges Spektakel das eine dreitägige Fiesta beendet. Einmal wird es richtig heiß, als ein Stier die primitiv gebastelten Umzäunung durchbricht und durch das Publikum rennt. Es ist aber niemand ernsthaft verletzt worden.
José lädt uns zum Abendessen zu sich nach Hause ein. "Für mich brauchts das nicht." antworte ich auf die Frage ob er Meerschweinchen schlachten soll. Noch einmal begeben wir uns ins Auto um die neu gebaute Carritera von Sorata nach Quilambaya hochzufahren. Es ist eine windig den steilen Sedimenthängen abgetrotzte Schotterpiste mit engen Serpentinen. Mehr als die ersten beiden Gänge braucht man da nicht.
Oft habe ich solche Siedlungen im vorbeigehen schon gesehen, nun betrete ich zum ersten mal die typischen Siedlungshäuser. Es sind einfach gebaute Lehmhütten mit Wellblechdächern. José führt uns in die Küche, ein extra Gebäude von vielleicht 1,5x3m Grundriss und kaum hoch genug für Europäer zum drin stehen. Die Ausstattung ist einfach: Ein Lehmofen auf dem Boden dessen Rauch durch den Raum abzieht, ein Regal, eine Pritsche und eine handvoll niedrige Hocker. Strom gibt es hier noch nicht, eine einsame Öllampe an der Wand spendet spärliches Licht. Josés Frau und ihre sechs Kinder leisten uns Gesellschaft, verstärkt durch ca. 20 in der Küche lebende und umherquiekende Meerschweinchen. José entschuldigt sich für die einfachen Verhältnisse und schämt sich offensichtlich als wir Bilder machen. Dies sind die durchschnittlichen Lebensverhältnisse einer bolivianischen Familie, die meisten Touris bekommen das nie zu sehen. Im Umkehrschluss schäme ich mich für den verglichenen Endlosschnickschnack den ich für die Reise mitgebracht habe. Nach dem leckeren Abendessen werden Robert und ich zu unserem Nachtquartier geführt: einem mini Tante Emma Laden unterhalb des Hauses. Zwischen Eiern, Limonade und Dosentomaten machen es uns mittels Isomatten und Schlafsäcken bequem.
Bildergallerie (Bei Großansicht Blättern mit Pfeitasten):
https://www.tramposito.com/index.php/travels/by-journies/bolivien-2009/58-illampu-trekking#sigProId41f905d9ce
Tag 1 | Quilambaya - Estancia Lackathiya - Campingplatz unterhalb Abra del Illampu [Abra=Pass]
Nach dem Frühstück bei José verlässt uns Roberto, wie Robert hier genannt wird, in Richtung La Paz. Ich bin nun allein mit meinem Guide und meinem ärmlichen Spanisch, aber fühle mich wohl. Es geht gemütlich an. Josés Vater führt unsere Maulesel herbei. Es ist schon später Vormittag als Chico Mula und Senoria Mula beladen werden.
Wir steigen gemütlich ein schönes Tal hoch, immer wieder mit unglaublichen Ausblicken auf das gewaltige Illampu/Ancomua Massiv, das wir in 7 Tagen umrunden wollen. In Estancia Lackathiya, einer kleinen Campensino-Siedlung begegnen uns zig vollbeladene Mulis. José erklärt mir, dass sich 15 Franzosen am Illampu versucht haben. Es ist der Sechstausender Bolivens mit dem schwierigsten Normalweg, AD-D bewertet, mit grob IIIer Kletterei und grob 60 Grad Firn/Eis über 300hm, je nach Verhältnissen. Das ganze dann zwischen 5000 und 6368m Höhe. Nix für mich. Zumindest noch nicht.
Wir machen Mittagspause mit Tunfisch, Tomate und Brot. Ich könnte Stundenlang so sitzen und die Bergriesen und die ewig weiten Täler bewunden. Wohin man sein Auge auch wandern lässt gibt es immer was zu bestaunen, von gewaltigen Gletschern bis hin zu Campesinos die in unglaublichen Höhen noch Äcker mit dem Ochsengespann pflügen.
Auf 4310m schlagen wir unser Lager auf. Den letzten möglichen Zeltplatz unter dem Abra del Illampu Pass mit Wasser teilen wir uns zunächst mit Ilamas und Schafen. Wir halten eine Stunde Siesta bevor José uns noch Tee, eine Erbsensuppe und Reis mit Gemüse zaubert. Es ist nacht und somit ein paar Grade über Null kalt als wir mit dem Essen fertig sind. Gegen halb acht wünsche ich José buanas Noches und verkrieche mich in den selig warmen Daunenschlafsack.
[lt. Hoehenmesser: Aufstieg: 1060 hm, Abstieg: 60hm, hoechster Punkt: 4310m, Lager: 4310m]
Bildergallerie (Bei Großansicht Blättern mit Pfeitasten):
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