Nordend Skitour 4609m


Monte Rosa - Nordend - 4609m
Ort: Wallis/Schweiz

Zeit: 09.05.-12.05.2013
Aktivität: Skihochtour
Mit: Thomas
Inside: Tourenbericht & Bildergalerie


Training wird wohl oft überbewertet. Meine Skitourensaison ist heuer mies gelaufen, gerade mal fünf Tourentage waren sich den Winter bis zum Mai ausgegangen, nix großes darunter. Dann meldet sich Thomas: Westalpen an Christi Himmelfahrt? Ich hab mächtig Bock und sage prompt zu. Die Organisation wird stressig, wir sind spät dran mit unserer Planung.

Am Ende fällt die Wahl auf die Monte Rosa Hütte. Schließlich schwanken wir immer noch gleich dem sich stetig wechselnden Wetterbericht. Der Samstag bleibt schließlich immer noch gut gemeldet, für uns Hoffnung genug um zu fahren.

Das Monte Rosa Massiv zieht einen magisch an, so man dort ist. Allerdings ist die Tour eine echte Nummer: ca. 1800 Höhenmeter stellen sich einen in den Weg und die Luft ist dünn wenn man sich auf die hohen Viertausender begibt.

Unsere Spekulation geht sich aus, Samstag ist tatsächlich ein Mega-Tag. Meinen untrainierten Körper und die geringe Akklimatisation setze ich Willen und Ausdauer entgegen und tatsächlich geht sich der Berg aus. Drei Tage später kann ich es immer noch kaum glauben. Wer braucht schon Training!
  Die neue Monte Rosahütte ist ein beliebter Diskussionstoff unter Begsteigern. Die einen tun es als futuritisches Berghotel ab, andere finden es eine gelunge Bergsteigerstation. Ich persönlich finde die Hütte sehr gelungen und habe mich jederzeit wohl gefühlt.

Das Personal, eine junge sympatische und super motivierte Truppe, hat viel Spass bereitet. Ein ewiges Thema ist das Online Buchungssystem. Bei solchen Andrang und solcher Buchungsdynamik, aufgrund des durchwachsenen Wetters, ist wohl auch das modernste Buchungssytem überfordert. Am Ende war die Hütte mit 155 Gästen bei 120 nominellen Plätzen überbelegt, Winterraum und die Bänke des Gastraums mussten herhalten.

Nächstes mal würde ich wohl schon im Aufstieg die obere Route im Hüttenzustig wählen. Am Ende des Sommerweges in der Flanke des Gornergrates steigt man dann nicht auf den Gletschboden ab sondern geht gerade aus oben auf den Gornergletscher weiter.

Der Aufstieg zum Monte Rosa liegt lange im Schatten, es war die kälteste Skitour meines Lebens. Also warm anziehen!

 


Donnerstag:

Parken in Täsch // Taxi nach Zermatt // Gornergratbahn // Rotenboden // Gornergletscher (Tal-/Sommerwegvariante) // Monte Rosa Hütte

Christi Himmelfahrt, ich treffe mich mir Thomas in Kandersteg. Die Anreise von Ulm und der Aufstieg zur Monte Rosa Hütte ist durchaus einigermaßen tagfüllend. Bei dem Wetter kann man auch auf weitere Unternehmungen verzichten.



Freitag:

Monte Rosa Hütte // Akklimatisierungsausflug // Grenzgletscher (Richtung Signalkuppe, bis 3450m) // Monte Rosa Hütte

Auch heute ist, wie angekündigt, schlechtes Wetter. Wir nehmen das späte Frühstück (die Optionen sind 3:00 Uhr oder 7:00Uhr), warten noch eine Weile das schlechte Wetter des Morgen ab um dann ab 9:00 bis etwa 3450m am Grenzgletscher aufsteigen. Der Schnee wird schon weich und wir beschließen die Kräfte für den morgigen Tag zu schonen.



Samstag:

Monte Rosa Hütte (2883m) // Monte Rosagletscher // Silbersattel (4515m) // Nordend (4609m) // Monte Rosa Hütte

 

Heute ist der Tag, auf den wir uns konzentriert haben. Das Wetter sollte so hervorragend werden, wie es vorher gesagt war. Wir nehmen das frühe Früstück um 3:00 Uhr, sind gegen 4:00 Uhr am Start. Wir reihen uns in die lange Schlange der Monte Rosa Aspiranten ein. Durch den gestrigen Neuschnee haben die Frühstarter bereits eine gut verfestigte Spur gezogen. Der Aufstieg über den Monterosagletscher ist erträglich, die vielen Höhenmeter liegen großteils über angenehme Steigungen verteilt. Spalten sind gut eingeschnet.


Das frühe Losgehen, ein ungeliebtes Opfer für das Hochtourengehen, entschädigt einen mit dem Sonnenaufgang in diesen hohen Bergen. Die benachbarte Liskamm wirkt wie ein mächtiges Schattengespenst, zunächst fällt schales Licht über die Berge, man kann langsam die Dimensionen erahnen. Dann schließlich fangen Breithorn und Matterhorn über dem Nebelmeer zu leuchten an, rot zu glühen. Wenn die Anstrengung und Kälte nicht wär könnte man es für einen Traum halten.

 

Die Kälte bleibt uns treu, bis kurz vor dem Silbersattel liegt die Tour im Schatten. Es ist selten, dass ich so wie heute, alle Jacken schon beim gehen anziehe. Ein paar große Spalten werden auf soliden Schneebrücken überquert. Seracs säumen immer wieder den Weg. Dann steilt es noch einmal zum Silbersattel auf. Unsere Kräfte sind ziemlich erschöpft als wir das Skidepot am Silbersattel erreichen.

 

Wie befürchtet ist an der Dofourspitze eine lange Schlange im Aufstieg zu erkennen. Wir wurden auf der Hütte schon vorgewarnt und später wurde es uns auch für den heutigen Tag bestätigt: Auf dem Gipfelaufbau enstehen Wartezeiten von bis zu einer Stunde. Thomas und ich sind nicht auf den zweithöchsten Berg der Alpen, den höchsten der Schweiz, fixiert und beschließen auf das Nordend auszuweichen.

 

Hier ist es staufrei. Vom Silbersattel zieht ein Firngrat zum Nordend hinüber. Angenehm geht man diesen in der Flanke nach Norden hin, lediglich den Wächten nach Süden sollte man nicht zu nahe kommen. Dem zwei Fuß breiten Gibfelaufbau stellt sich ein Felsriegel in den Weg, den man überkraxeln muss. Ein Seil schafft etwas Sicherheit beim hochklettern und nützt zum Abseilen. Abseilstand gibt es keinen, zumindest haben wir überhalb des Schnees keinen gesehen. Eine solide Felsschuppe muss genügen um das Seil darum zu Schlingen.

 

Nur kurz setzen wir uns der Kälte des Gipfels aus. Die Finger sind entgültig taub als wir am Skidepot die Stiefel zum Abfahren herrichten. Unter den Abfahrenden sind wir spät dran. Heute morgen war alles Gelände noch unverspurt, inzwischen ist es kräftig zupflügt, wir finden aber auch noch etwas Powder. Insgesamt sind die 1730 Abfahrtsmeter lässig zu haben, nur unten wird der Schnee schon schwer, schließlich ist es schon 15:30 Uhr als wir die Hütte erreichen.

 



Sonntag:

Monte Rosahütte // Monte Rosagletscher // Gornergletscher // Rotenboden // Skiabfahrt bis Riffelalp // Gornergratbahn // Zermatt // Täsch

Mit dem gestrigen Tag ist sich sauber was ausgegangen. Weder mein noch Thomas Tatendrang ist groß. Gemütlich frühstücken wir, dann beschließen wir die obere Route zum Rotenboden zu nehmen. Der untere Weg über den Gletscherboden war am Zustieg nicht sehr angenehm. Die Route über Monte Rosagletscher und Gornergletscher ist da wesentlich schöner. Eine Felsflanke will auf dem halben Weg überkraxelt werden, dann eine kurze Steilflanke abgefahren werden.

Der Gornergletscher wartet mit einer sauberen Firnabfahrt ab. Die apere Flanke am Gornergrat macht uns nochmals für eine halbe Stunde zu Fußgängern. Die Kollegen warten am Rotenboden auf die Zahnradbahn. Wir schnallen die Ski nochmals an und fahren bis zur Riffelalp, die nächst tiefere Station der Zahnradbahn, ab. Unser Grinsen ist fett, als wir zu den Kollegen in den selben Zug steigen. Der Firn war perfekt.



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