Dhaulagiri Circuit - Teil 1 - 5

Dhaulagiri Circuit - Teil 1

Tag 5 Trekking von Muri nach Bagar (Jeltung) // Fr. 21.10.2011
Starthöhe: 1720m | Aufstieg: 1060m | Abstieg: 960m | hoechster Punkt: 1880m | Camping: 1880m

 

Das Zelt in dem ich liege ist umgeben von Blumenfeldern, von den steilen Hängen eines tief  eingeschnittener Tales, von den höchsten Bergen der Welt und von dunkler Nacht. Noch vor wenigen Minuten habe ich Notizen in mein Tagebuch gemacht, jetzt passiert der heutige Tag vor meinem geistigen Auge Revue. Lange dauert das nicht. Eine rechtschaffene Müdigkeit, genährt von der körperlicher Anstrengung des Tages, wiegt mich schnell in einen tiefen Schlaf. Der Tag war heiß. Regen wechselte mit schwüler Hitze, das T-Shirt blieb den ganzen Tag nass. Nass vom Regen, nass vom Schweiß. Ein zäher Tag mit ständigen auf und ab, kraftraubend ohne dabei Höhenmeter zu gewinnen.

Eine Suppe gefolgt von Dal Bat, Vegies, Salat und grünen Chili bildeten unser Abendessen. Bemerkenswert in zweierlei Hinsicht. Die Chili war so scharf, dass sogar unserer einheimischer Führer, eigentlich scharfes Essen gewöhnt, davon Schluckauf bekam. Zum Anderen des DalBat wegens. Das nepalesische Nationalgericht ist ein Phänomen. Für die Himalayabewohner würde dieses Reis- und Linsengericht, ergänzt mit scharfem Gemüse und Fleisch nach Gusto, als einziges Gericht der Welt ausreichend. Morgens, Mittags und Abends. An allen Tagen der Woche und in allen Lebenslagen. Ein Guide mit dem ich später unterwegs war bestellte immer das gleiche Essen wie ich. Als er wiederholt die Hälfte davon zurück gingen lies erlaubte ich mir die Frage nach dem Grund. Er hätte ihm nicht geschmeckt, war seine Antwort. Die Frage nach dem, was er möge beantwortet er ohne einer Millisekunde des Zögens mit: „DalBat“! Für ihn war es ein Experiment mit vorprogrammierten Ausgang.

In meinem Schlafsack liegend überkommen mich Gedanken an meine Ausrüstung. Der Insektenschutz ist noch unberührt. Kurz frage ich mich, warum ich denn dafür Geld ausgegeben hatte und wieso ich dessen Gewicht mit mir rumschleppte. Ein Vergleich mit der Erste-Hilfe-Ausrüstung tröstet mich: Es ist wichtig, dass es dich begleitet und es ist besser, du brauchst es nicht. So sollte es bis zum Ende des Trekkings bleiben, mit dem Erste-Hilfe-Set und mit dem Insektenschutzmittel. Gut so!

Auch die heutige Wegführung bewegt mich noch einmal. Das Tal wurde enger. Nicht selten steilten die felsdurchsetzten Gras- und Waldhänge bis zu 60 Grad auf. Auf den mutig angelegten Pfaden trennten uns oft hunderte Meter vom tief eingegrabenen Flussbett unter uns. Dann folgten weiter geöffnete Passagen mit terrassierten Feldern. An Stelle der stattlichen Dörfer durchquerten wir nun nur mehr kleine Siedlungen und Gehöfte. Reisstrohgedeckte Dächer wechselten die Steindächer der Siedlungen darunter ab. Handgrosse Schmetterlinge vollführten ein Stelldichein am Wegesrand.

Für eine Weile drehen sich meine Gedanken um die Geschäftstüchtigkeit der Einheimischen. Unterwegs wurden uns Agaven und Bananen gereicht, eingekauft aus lokaler Erzeugung. Der Geschmack an sich ist schon unvergesslich. Tatsächlich hielt ich aber die dickste Banane meines Lebens in Händen. Unglaublich, was alles möglich ist – abseits der EU-Normen. Etwas weiter unten hatten zwei Mädchen und eine ältere Frau schon lokale Spezialitäten feil geboten. Mit ihren gefüllten Körben hatten sie sich am Wegesrand nieder gelassen und auf Touristen gewartet. Der Hirsewein den ich probierte schmeckte sehr säuerlich. „This is about as strong as beer.“ erklärte man mir. Tatsächlich verkraftete ich das Gebräu ganz gut, sowohl hinsichtlich der Alkoholpegels als auch auch der Verdauung. Der Neugier des Weltenbummlers steht bei solchen Versuchungen immer ein reicher Schatz an Erfahrungen mit Magenkrämpfen und Durchfällen gegenüber.

Kurz bin ich dann noch bei meinem Führer und seinem Verständnis von Service. Guter Service gilt den Leuten hier als höchstes Gut. Anfangs fand ich dieses fürsorglichste Tun noch als immens anstrengend, inzwischen war ich es einfach gewöhnt. Es ist normal geworden, dass uns die Trekkingstöcke während des Photographierens gehalten werden, normal, dass man sie uns aufhebt, wenn wir sie hingelegt haben. Gewöhnen kann ich mich daran auch den Rest des Trekkings nicht, aber ich lernte es zu akzeptieren - unter dem Gesichtspunkt, dass unser Personal nach seinen Maßstäben nur das beste tun will.

Eine letzte bewusste Minute Aufmerksamkeitgilt dem morgendlichen Start in Muri. Istwhar hatte uns ein bisschen vom kulturellen Hintergrund der Siedlung erzählt. Noch immer bin ich begeistert von der Vielfalt in diesem Land, dem Platz den Ethnien und Religionen ohne Probleme eingeräumt wird. Die Einwohner Muris sind mongolisch-stämmig, pflegen eine eigene Erscheinung und eigene Bräuche.

Schlussendlich gehöre ich dann wieder den Blumen um mich herum, den Bergen und dem Himmel und den wunderschönen Sternen. Gute Nacht!