Dhaulagiri Circuit - Teil 1 - 4

Dhaulagiri Circuit - Teil 1

Tag 4 Trekking von Darapani nach Muri // D0. 20.10.2011
Starthöhe: 1560m | Aufstieg: 850m | Abstieg: 520m | hoechster Punkt: 1720m | Camping: 1720m

 

Unser neuer Tag beginnt um halb sieben. Erst mit einem Fest für den Gaumen und dann mit einem für die Augen. Cornflakes, Omelette und Toast werden zum Frühstück serviert. Dann zeigen sich die Berge, vor allem die Dhaulagiri Nebengruppe. Ein klein bisschen sieht das Massiv so aus wie das Wetterstein, ein mächtige Bastion gleich einer Burg, einzelne Spitzen darin zählt man von zwei bis sieben durch. Natürlich ist der Vergleich mit dem Wetterstein ein Witz, das ganze ist in jeder Dimension mindestens drei mal so groß, Siebentausender sind das hier. Allerdings hat man sich nicht einmal bemüht ihnen eigenständige Namen zu geben. Wir bringen den Verschluss unserer Kameras zum glühen. Neben uns hat ein Japaner Fünftausend Euro Kameratechnik auf ein Stativ montiert. Hier wird mit schweren Geschützen gearbeitet. Nicht ohne Grund – die Berge sind der Wahnsinn!

Kinder beenden ihre Rauferei im Stroh als wir durch ein Dorf kommen. Touristen sind spannender als toben. Einer der Jungs fällt aus dem Rahmen. Er scheint das Produkt eines durchgereisten Weißen zu sein, auffällig sind seine helle Haut und seine roten Haare. Das wiederum nächste Dorf hält eine andere Begrüßung für uns bereit. Uniformierte sitzen in einer Kontrollstation. Sie überprüfen unsere Trekkerregistrierung (TIMs) und unser Permit. Unregistriert und ohne bezahlte Genehmigung kommt man in Nepal eigentlich nirgendwo hin, eine Sache die meinem innersten Geist zu tiefst widerstrebt. Ganz ohne Grund gibt es die Spielregeln ja nicht und ich will mich erst man dran halten.

Da es in Nepal seit jüngerer Zeit demokratische Strukturen gibt, man somit eine geringe Hoffnung hegen kann, dass nicht alle Gelder sofort in die dunklen Kanäle der Korruption verschwinden oder an ein selbstgefälliges Königshaus, fällt das abdrücken der wenigen Nepal Rupien für das Trekking hier nicht ganz so schwer. Der Kontrollposten kostet mich meinen ersten Kuli, man hat mich geschickt danach gefragt. Im Gegenzug dürfen wir ein Photo mit den Uniformierten, deren museumstauglichen Büchsen und uns darauf machen. Habe ich mich jetzt an Korruption beteiligt? Ich war doch nur verunsichert. Wenn ja, Schande über mich! Aber so fängt es an, mit den kleinen Gefälligkeiten. Wehret den Anfängen!

Felder, auf ihnen wird Reis und Hirse angebaut, wechseln immer wieder mit Dörfern. Ein Kleinkind läuft ungewickelt durch die Gassen, auf einem Dorfplatz wird Reis gedroschen. Das hier ist eine andere Welt als die unsrige. Ein Hund verfolgt uns. Mädchen kauen Zuckerrohr. Die Straße auf der wir laufen wurde vor eineinhalb Jahren mühsam in die Hänge gegraben. Zwei Regenzeiten haben nicht viel davon übrig gelassen. Zu kurzsichtig die Bauweise und zu stark die Monsunregen.

Heute waren wir zu schnell. Unser Equipment mit den zugehörigen Trägern kommt erst eine Stunde nach uns an. Da wir auch heute auf einem Dorfplatz campen ist das nicht zu schlimm. Eine ganze Rasselbande überfällt uns, kommt zu Touri gucken. Die Dorfjugend von Muri hat sichtlich ihren Spaß an uns, unterhält uns wiederum. Manchmal werden sie sogar zu aufdringlich und unser Personal verscheucht sie. Dann spielen sie wenige Meter weiter auf dem Platz Volleyball. Einfachste Mittel reichen ihnen zum Spielen. Drei Holzstangen bilden das Netz. Aus ein paar Pflanzenresten wird ein Propeller gebaut. Die örtlichen Räumlichkeiten für die Entledigung von Speiseresten sind so übel beieinander, dass man uns ein Toilettenzelt aufbaut. Eine zunächst eigenartige Erscheinung, hier jedoch sinnvoll. Wenn jeder hinter die nächsten Büsche kackt wird das ja sehr eklig.

Wir nehmen noch eine Naturdusche in einem nahegelegenen Bach bevor wir uns mit einer Knoblauchsuppe, frisch gebackenen Chips, Kartoffeln an Bohnen mit bürstigen Schoten, gefolgt von MuMu Maultaschen mit Salsa und einer abschließenden frischen Ananas den Magen ordentlich voll schlagen. Eine würdige Ergänzung zum dreigängigen Mittagsmenü.

Als wir zu einem Abendspaziergang durch das Dorf aufbrechen begegnen uns viele Brennholzträger. Abholzung ohne Wiederaufforstung ist hier ein gewisses Problem. Vor allem auch für die Dorfbewohner selbst, immer aufwändiger wird die Brennholzbeschaffung. Völlig überrascht werden wir dann von einem ganz unerwarteten Sonnenuntergangspektakel. Manapati und Dhaulagiri sind von wenig oberhalb des Dorfes zu sehen, eingehüllt in ein tiefstes Gold der Abendsonne. Bilder die man gerne einprägt um wenig später davon zu träumen.