Dhaulagiri Circuit - Teil 1 - 3

Dhaulagiri Circuit - Teil 1

Tag 3 - Busfahrt von Beni nach Darbang & Trekking von Darbang nach Darapani // Mi. 19.10.2011
Starthöhe: 1110m | Aufstieg: 550m | Abstieg: 110m | hoechster Punkt: 1560 m | Camping: 1560m

 

Auch wenn das Zimmer eine üble Bude und das Bad, eine unabgetrennte Dusche und ein Loch im Boden mit Eimer daneben, ein Alptraum ist, so ist das Frühstück am Morgen ganz ordentlich. Eier und Toast, liebevoll zubereitet. Es läuft zwar nicht nach Plan aber auch nicht schlecht. Wir widmen der Provinzstadt einen Bummel und unser Führer kauft für uns ein. Zunächst ein paar Flip-Flops und dann für jeden ein Gurka-Messer. Erstes wäre unerlässlich für die Tour und zweites ein Geschenk unseres Führers, lassen wir uns erklären. Istwhar kommt aus der Gurka Region, bekannt für ihre stolzen Krieger und deren Krummmesser. Wir tun unsere Verwunderung über den zusätzlichen Plunder mit der tröstenden Gewissheit ab, dass wir das Zeug die zwei kommenden Wochen nicht selber tragen müssen.


Als wir zurück kommen ist unser Personal intensiv damit beschäftigt unsere Expeditionsausstattung auf das Dach eines Tatra-Buses zu verladen. Der Local-Bus strahlt ziemlich viel Robustheit und Geländegängigkeit aus. Wertvolle Arttribute, sollen wir in der folgenden Fahrt nach nach Darapani feststellen. Unser Trupp füllt das Gefährt ziemlich gut aus, die Plätze neben mir und Matthias bleiben aber zunächst frei. Das ist angenehm, denn wie üblich ist der Fußraum für kräftige Mitteleuropäer zu klein und so bereitet das Geschüttelte nicht schon von Beginn an Schmerzen an Knien, Hüften, Schienbeinen und allen sonstigen unteren Extremitäten.


Meine naive Freude, also bei der üblen Fahrt doch ganz gut davon zu kommen, wird jäh beendet. Natürlich wird der Bus im Laufe der vormittäglichen Fahrt mit aufgelesenen Fahrgästen aufgefüllt. Erst die freien Sitzplätze, auch neben uns, dann der Gang und schließlich noch das Dach. Meine Knie schmerzen aufgrund des ständigen Drucks an dem Gestänge vor mir und ich bekomme fast Krämpfe, keinen Millimeter kann ich meine Haltung variieren. Das ist der Preis den man zahlt - die Gegenleistung: man ist mitten drin im Leben der Einheimischen. Ich liebe das!


Ein Erdrutsch der gerade frei gebaggert wird verlängert unsere Fahrt um eineinhalb Stunden. Hätte schlimmer kommen können. Weiß man aber nie so genau. Irgendwann kommen wir dann aber doch in Darbang an. Endstation. Beginn der Fußgängerzone. Einer der Kocher verweigert seinen Dienst und die Zubereitung des Mittagessens auf dem Fußballfeld des Dorfes dauert ein wenig länger. Die verpatzte Generalprobe für die Ausrüstung löst leichte Panik beim Personal aus. Zwei der Jungs kehren erst nach zwei Stunden aus dem Dorf zurück, dann aber mit einem Lächeln der Erleichterung. Es kann losgehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Gehen. Endlich!


Tatsächlich sind alle ein bisschen nervös. Besonders Istwahr, dem die zahlreichen Pannen sichtlich peinlich sind. Bis jetzt ist ja aber kein wirkliches Problem aufgetreten. Wir Touristen jedenfalls genießen unsere ersten Schritte auf dem Trek. Ein eng eingeschnittenes Tal, kräftige grüne Farben künden von einer fruchtbaren Region. Reis, Hirse und Mais wir hier in aufwändig angelegten Terrassen angebaut. Wenn wir Dörfer durchqueren begrüßen uns freundliche Einheimische und neugierige Kinder. „Namaste“ schallt uns an jeder Häuserecke entgegen. Das wäre anders als in der Everest Region, meint Matthias, dort seien so viele Touristen unterwegs, dass die Leute dort schon völlig abgestumpft wären. Wir jedenfalls haben Spaß mit den Kids und Freude an der großartigen Landschaft. Teile des Annapurna-Massivs lassen sich heute vom Trail erblicken.


Als wir in Darapani, ein Dorf weiter unten als geplant, das Lager aufschlagen ist es bereits dunkel. Die Kinder aus dem Ort umlagern uns und sind von den Digitalkameras nicht mehr weg zu bekommen. Matthias lässt sich von einem Mädchen die Adresse auf Hindi aufschreiben. Er verspricht einen Abzug zu schicken. Die Älteren sprechen schon ein paar Wörter Englisch. „Have you Wife?“ praktizieren sie an mir. Ich kontere die Frage des Mädchens mit einem: „No. And do you have a husband?“. Als die Kleine das schlau mit einem „No, of course not. We are children!“ quittiert brechen alle in ein lautes Gelächter aus.