Illampu Trekking - Tage 2&3

Illampu Trekking

Tag 2 | Campingplatz unterhalb Abra del Illampu - Paso Loca Mula (Abra del Illampu) - Illampu Tal - Estancia Yapapata - Campingplatz unterhalb Abra Ckorahuasi

Es hat bereits eine Stunde Tageslicht, ist aber immer noch saukalt als ich mich um Sieben aus dem Zelt quäle. Unsere Trekkingmorgende sind faul. Ganz gemütlich gibt es Tee und anschließend Haferbrei mit Rosinen. Ich erkläre José, dass das bei uns Comida de Abuelas ist, meine Oma hatte das immer gegessen. Hier schmeckt es mir aber ausnahmsweise.


Es ist bereits Neun als wir zum Abra del Illampu Pass aufbrechen. Wir lassen es langsam angehen. Oben angekommen machen wir eine kurze Pause als plötzlich Chico Mula durchdreht. Er schüttelt sich solange wild, bis die auf ihm ursprünglich gepackten Essensvorräte auf dem Boden liegen. Zum Glück kann José den nicht angebundenen Muli gleich wieder einfangen. Weder dem Essen noch sonst jemanden ist was passiert. Schön, so können wir unseren Weg problemlos fortsetzen. José benennt den Pass darauffolgend in Paso Loca Mula, den Pass des verrückten Mulis, um. Ich sollte dem Alpenverein schreiben, dass dies bei der nächsten Kartenrevision angepasst wird.


Jetzt geht es zunächst den Illampu Bach und dann im einem größeren Tal den Illampu Fluss hinunter. Wir passieren die Estancia Yapapata Siedlung. Einfache Häuser und Steineinfriedungen um die Felder und als Pferche. Mir fallen immer wieder kleine hintereinander angeordnete Wasserbecken auf. José erklärt mir, dass dies zum Konservieren von Kartoffeln dient. Diese passieren mehre Tauchbäder und werden zwischendurch in Frostnächten getrocknet. Somit halten die Früchte über drei Monate unter normalen Umgebungsbedingungen. Kühlschränke oder Kartoffelkeller kennt man hier ja nicht.


Wir zweigen nach rechts in ein drittes Tal ab um gleich darauf über den Fluss zu springen um links in sich oben öffnendes viertes Tal hineinzuqueren. Zu dessen Begin eröffnet sich eine schöne Zeltmöglichkeit mit Ausblicken auf den Pico Norte am Illampu. Obwohl es noch früh ist bleiben wir dort. José zaubert zunächst noch eine frische Ananas aus den Packsäcken um später Nudelsuppe und Pasta mit Gemüse und Fisch aufzutischen. Die Wellnesstrekkingvariante mit Tragetieren hat schon was für sich.


[lt. Hoehenmesser: Aufstieg: 810 hm, Abstieg: 1140hm, hoechster Punkt: 4741m, Lager: 4200m]


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Tag 3 | Campingplatz unterhalb Abra Ckorahuasi - Abra Ckorahuasi - Laguna Subirana Khota

José kommt, nach dem ich erste Leben zeige, an mein Zelt. Es seien Touristen mit einem Bergführer vorbei gekommen und hätten berichtet, dass Sie in der Nähe der Laguna San Fanzisko bedroht worden wären und somit den Illampu Circuit abbrechen und zurückkehren würden. Genaues verstehe ich aufgrund meines bescheidenen Spanischs leider nicht. José rät mir über die Tour nachzudenken, er schlägt alternativ einen Rückweg über eine Wegvariante vor, überlasst die Entscheidung aber mir. Dass dieser Abschnitt nicht ganz sicher ist, habe ich schon mehrfach vorher gehört und gelesen. Da es mir in der Hauptsache um die Akklimatisierung und eine schöne Zeit in den Bergen geht habe ich keinen Lust auf potentiellen Ärger und gebe José Bescheid, dass ich auf die Umrundung verzichte. Wir vereinbaren noch einen Tag weiterzugehen, dann umzudrehen und über einen anderen Pass nach Quilambaya zurückzukehren.
Folglich lassen wir es heute langsam angehen. José ruft zum Frühstuck. Comdia de Abuela ruft er, heute aber nochmals mit frischen Bananen gepimpt. Richtig lecker wird es, als er Brot im Topf tostet und wir das scheibenweise mit Erdbeermarmelade futtern. Abgenommen habe ich bei diesem Trekking nicht.


Wir steigen noch 250m zum Abra Ckorahuasi Pass auf. Ich frage José nach dem Hintergrund der verbrannten Grassträucher am Weg. Es ist eine Art Steppengras, dass im ausgewachsenen Zustand dürr und stachelig ist. Einheimische brennen die dürren Halme ab, die Wurzeln überleben das und der Strauch bildet frische grüne Triebe. Diese wiederum sind zart und den Llamas ein beliebtes Futter.


Kurz schon nach Überwindung des Passes erreichen wir die Laguna Subirana Khota. Bereits am Pass haben wir erste Hagelkörner abbekommen, hier scheint es sich aber einzuregnen. Wir vereinbaren gerade noch zwei Stunden zu einem weiteren See aufzusteigen als Chico Mula ein weiteres mal durchdreht. Wieder schüttelt er alles von sich, diesmal rennt er aber los und José hat keine Chance ihn zu halten. Wir suchen noch kurz die verstreuten Sachen zusammen, dann verabschiedet sich José mit einem voy a volver. Dass seine Rückkehr aber so lange dauert habe ich zunächst nicht gedacht. Erst nach 1:45 Std. taucht er erschöpft mit dem Muli wieder auf. Später philosophieren wir noch etwas über die Gründe. Der arme junge Muli kennt die Route noch nicht und hatte wohl Heimweh, vielleicht auch nicht zuletzt weil es zu Hause 15 Grad wärmer ist.


In der Zwischenzeit habe ich die Sachen so gut es ging vor dem Regen geschützt und angefangen mein Zelt aufzubauen. José ist nicht sehr traurig als ich dem Entschluss heute hier zu bleiben mitteile. Den Dauerregen kommentiert José mit einem poco loco. Ein wenig verrückt wäre das, es ist nicht normal dass es um diese Jahreszeit, der Trockenzeit, regnet.


Beim Abendessen widmen wir uns gemeinsamen Tagträumen von einer Pizzeria hier am einsamen See und zugehörigen Italienerinnen. Bei der Getränkewahl sind wird aber uneins, ich plädiere für Vino Tinto, José meint er hätte sich eher ein Bier verdient. Müssten sie halt beides her tun. Dann wenden wir uns der Realität zu und futtern das Würstelgulasch mit Pasta aus der Campingküche und trinken Tee.


Zu Beginn der Nacht klart es schließlich auf und dieser unbeschreibliche Sternenhimmel zeigt sich wieder. Wir geraten ins schwelgen und ich muss ein wenig lächeln als mich José fragt, ob es in Deutschland auch Sterne gäbe. Die Welt der Menschen hier ist klein aber schön. Ich antworte ihm, dass es schon welche gäbe, aber nicht so viele und so schöne. Jetzt lächelt er stolz. Dabei habe ich noch nicht einmal gelogen. Hier gibt es kaum Schmutzlicht und die lichtschwächende Atmosphäre ist hier ebenfalls dünner, die Sterne sind also tatsächlich mehr, klarer und schöner.

[lt. Hoehenmesser: Aufstieg: 620hm, Abstieg: 230hm, hoechster Punkt: 4479m, Lager: 4430m]


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