Traumberg Zimba

Traumberg Zimba

Ort: Zimba, Montafon, Österreich
Zeit: 22.08.-23.08.2009
Aktivität: Alpinklettern mit Schwerpunkt  Zustieg
Dabei: Jürgen
Inside: Tourenbericht und Bildergalerien


Als ich mich vor ein paar Jahren auf einer Rätikon-Wanderung nach diesem formschönen Bergzahn erkundigte, war ich sogleich vom Berg selbst als auch von seinem Namen fasziniert. Drei ebenmäßige Grate formen diesen Bilderbuchberg. Selbstbewusst stielt er sogar den wilden Bergen des Rätikons durch die perfekte Form seiner steilen Flanken und seiner gleichmäßigen Ausprägung die Schau. Ein maskuliner Klotz mit einem so schönen femininen Namen. Gar nicht so hoch aber an sich betrachtet doch gewaltig.

Meine bergsteigerischen Fähigkeiten beschränkten sich zu seiner Zeit noch auf das Trekking und mit der Erkenntnis, dass man Klettern können muss um auf diesen Berg zu gelangen, verlieh ich ihr für mich das Prädikat der Unerreichbarkeit. So konnte ich auch auf späteren Wanderungen im Montafon und Rätikon den Blick oft nicht von der Zimba lassen. Diese Momente waren geprägt von der Melancholie, die einen durchströmt, wenn man etwas Begehrenswertes betrachtet und man genau weiß, dass man es nicht haben kann.

Geduld und stetige die Arbeit an mir selbst waren nun der Schlüssel dies zu ändern. Mir standen nun mit der Alpinkletterausbildung vom letzten Jahr, mit der angesammelten Ausrüstung, mit einem Schönwettertag ohne Schauer- oder Gewitterrisiko und nicht zuletzt mit Jürgen als verlässlichen Seilpartner die bergsteigerischen Möglichkeiten für eine solche Unternehmung zur Verfügung.

Es ist hab acht als wir von der eigentlich ungeschickt liegenden Douglashütte aufmachen. Wir hatten gehofft uns dort am Vortag mit dem einfach erreichbaren Klettergarten an der Lünerseebahntalstation oder eine kurze Kletterroute an der Hütte den Nachmittag vertreiben zu können. Das Wetter hatte uns aber schon nach der ersten Seillänge den Spaß verdorben. Jedenfalls haben wir uns in der Konsequenz erst einmal eine Fleißaufgabe mit auf den Weg genommen: den schön über dem Brandner-Tal gelegenen Steig übers Saulajoch zur Heinrich Hüter Hütte. Diese Hütte ist nämlich einer der beiden normalen Stützpunkte. Anfangs über grüne Almwiesen, später über eine karg bewachsene Schuttflanke und schließlich durch Blockfelsen zieht sich der Weg von dort zum Zimbajoch. Hier liegt der Einstieg zum Westgrat, hier trennen sich Wanderer von den kletternden Bergsteigern und hier packen wir die Kletterausrüstung aus dem Rucksack. Dreieinhalb Stunden haben wir diese nun durch die Berge getragen.

 

     Durch das Kraxelgelände am Einstieg des Grates lassen das hinderliche Seil noch weg. Erst vor der Sohmplatte machen wir ernst. Jürgen ist so nett und lässt mich die Einstiegsseillänge vorsteigen. Sie ist im oberen dritten Grad bewertet und bildet somit an sich nur eine gemäßigte klettertechnische Schwierigkeit. Sehr schnell wird uns aber die Ernsthaftigkeit bedingt durch die Rahmenbedingungen klar: Überall in der Route liegt viel loses Gestein und auch das was zunächst noch als Fels erscheint ist allzu oft nur von bedingter Festigkeit. Zudem ist die Route für Klettereinsteigergeschmack nicht gerade übersichert. Lediglich die Stand- und Abseilhaken sind solide installiert. Dazwischen mal mehr und auch mal gar keine rostige Normalhaken. Uns sind die wenigen Zwischenhaken jedenfalls oft nicht hinreichend, oft legen wir also selbst zusätzliche Sicherungen.

Bedingt durch unsere morgendliche Extraarbeit sind wir die letzten auf dem Westgrat. Da am Grat aber Kletter- und Gehgelände abwechselt, haben wir nur einmal eine kurze Wartezeit als wir eine abkletternde Seilschaft vorbei lassen. Von oben betrachtet stellen wir fest, dass wir im variantenreichen Gelände nicht immer die geschickteste Route gewählt haben. Uns macht das aber nichts. Für meine bescheidenen Maßstäbe ist es eh eine große Leistung und auch Jürgen freut sich. Letztes Jahr hatten sie bei einem Überschreitungsversuch am Ostgrat abbrechen müssen. Stolz beglückwünschen wir uns am Gipfel. Wir haben ihn ganz für uns alleine. Das Wetter ist traumhaft und wir genießen die Aussicht auf den Bregenzer Wald, das Montafon, das Rätikön, das Silvretta, den Alpstein und was sich sonst noch alles darbietet. Vom selbst erarbeiteten Gipfel auf solche Traumlandschaften zu blicken ist sicherlich eines der erhabendsten Gefühle überhaupt. Das fühlt sich gut an. Schließlich kommt eine Dreierseilschaft vom Ostgrat herauf. Überschreiter welchen uns auf dem Abstieg begleiten werden. Für uns geht es den selben Weg wieder runter, teils freies Karxeln, teils gesichertes Abklettern und Teils abseilen. Auch alles keine ganz leichte Übung, zumindest für uns.

Bei der Ankunft am Zimbajoch und nach dem Verstauen der Kletterausrüstung steht uns der komplette Aufstieg von heute morgen als Abstieg entgegen. Dazu kommt der Abstieg von der Douglashütte zu Lünerseebahntalstation. Beim letzten Tageslicht tragen mich meine müden Beine die letzten Meter zum Auto. Das Seil habe ich die meiste Zeit dem fitteren Jürgen überlassen. Ich checke die Aufzeichnung meines Höhenmesser: 1730m Aufstieg, 2110m Abstieg und 13:30 Stunden unterwegs. Mein Verstand meint der Höhenmesser übertreibt mal wieder, mein Bewegungsapparat allerdings gibt aber der Technik recht. Um Mitternacht bin ich endlich zuhause im Bett, erschöpft von einem Tag wie man ihn schöner eigentlich nicht ausfüllen kann.

 


Samstag:
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Sonntag:
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